Meine erste Computerspielerfahrung Anfang der 80er war die Pac Man Konsole in einem Aufenthaltsraum eines Skilagers. Mein Cousin und ich waren ganz verrückt nach dem Teil und versuchten so oft wie möglich zu spielen. Vielleicht war es diese erste Erfahrung, die mich nachhaltig zur Videospielgegnerin hat mutieren lassen, war mir deren Anziehungskraft einfach nicht geheuer. Als „Jungsmutter“ war mir klar, dass mich das Thema Zocken irgendwann einholen würde und so bin ich die letzten Jahre wiederholt in mich gegangen und habe versucht, dem Ganzen etwas Positives abzugewinnen, möchte ich doch keine vereinsamten Nerds aus meinen Kindern machen. Aber die Wahrheit ist: ich hasse Computerspiele und seinesgleichen beziehungsweise den Sog, den sie ausüben und sie sind für mich die Killer jeder Kreativität. Mehr noch, ich finde die Aussichten, wie sich unsere Kinder entwickeln werden, die damit groß werden, nonstop online zu sein, sich ständig zu präsentieren, die auf Bestätigung und Likes getrimmt werden und anstatt sich zu langweilen, zum Handy oder der Spielkonsole greifen, nicht wirklich rosig. Viele mögen an dieser Stelle die Augen rollen, nämlich all die Eltern, die gerne selber zocken oder das eben alles nicht so schlimm finden. Die Veränderungen unseres Lebens durch das Internet und seine Begleiterscheinungen sind weitaus gravierender, als sie es die Jahrzehnte zuvor waren. Nur, dass wir Erwachsenen jenseits der Dreißig im Gegensatz zu den Kindern, die jetzt groß werden, das Leben „davor“ noch kennengelernt haben. Und das macht es nicht leichter. Ich wünsche mir wie viele andere Eltern, eigene schöne Kindheitserfahrungen an meine Kinder weitergeben zu können, habe aber ein Bild von einer Kindheit im Kopf, die es so vermutlich nicht mehr gibt. Aber war das nicht schon immer so, weil sich die Welt einfach weiterdreht und nichts so bleibt, wie es ist? Heute verliert die reale Welt oft, sobald ein digitales Medium ins Spiel kommt. Kindheit 2016 ist eben anders als Kindheit 1984 – alles ganz normal eigentlich. Ich hadere oft mit mir, warum ich den Kampf gegen die virtuelle Welt nicht einfach aufgebe und meine Kinder vor das iPad setze, könnte ich doch ein leichteres Leben haben. Aber es ist mir zu wichtig, dass sie noch so vieles im Hier und Jetzt erleben und nicht nur in fremden Welten, die sich unbekannte Softwareentwickler ausgedacht haben. Manchmal scheint es absurd, dass Kinder in unserer westlichen Welt, die ihnen so viele Möglichkeiten bietet, scheinbar nichts mit sich anzufangen wissen. Aber vielleicht ist auch genau das eine Antwort darauf, was Computerspiele – abgesehen vom Spaßfaktor – so reizvoll macht. Man weiß genau, was man machen muss, um zu gewinnen. Wer gut und wer böse ist. Jeder kann ein Held sein, egal, wie es in der Schule läuft. Du musst nicht nachdenken. Und du kannst immer wieder von vorne anfangen. Und vielleicht ist es das, was unsere Elterngeneration ihren Kindern oft nicht geben kann – einen klaren Kurs.
Weil sich die Welt ständig verändert, sollten die Kinder möglichst viele grundlegende Erfahrungen sammeln, um unterscheiden zu können, was Schein und Wirklichkeit ist
Da hast Du recht. Leider ist es in Zeiten, in denen Kindern zum Teil bereits im Kindergarten Medienkompetenz durch Mediennutzung vermittelt werden soll, nicht einfach, selbst kleinen Kindern den Schutzraum zu geben, um ausreichend Erfahrungen jenseits der digitalen Welt sammeln zu können. Und Zweijährige, die in ihrem Buggy mit dem iPad ruhig gestellt werden, sind leider kein seltener Anblick mehr.