„I love you, mommy!“

Es ist gut zehn Jahre her, dass ich erstmals mit dem Thema „Überschwängliche Liebesbekundungen zwischen Kindern und ihren Eltern“ konfrontiert wurde. Ich arbeitete für eine bekannte Messe und schminkte eine Koryphäe für Spielwaren aus Amerika, die alljährlich dafür eingeflogen wurde, dem Fachpublikum die neuesten Trends auf diesem Gebiet vorzustellen. Sie erzählte mir von ihrer etwa elfjährigen Tochter, die ihr jeden Tag – ob zuhause oder unterwegs am Telefon – mit einem „I love you, mommy!“ ihre tiefe Zuneigung beteuerte. Kurz dachte ich an meine beiden in diesen Belangen wortkargen Jungs und erwiderte trocken, meine täten das nie, um weitere Ausführungen über diese für mich zugegebenermaßen völlig übertriebene amerikanische Auslegung der Mutter-Kind-Beziehung im Keim zu ersticken und so meine spitze Zunge im Zaum halten zu können.

Es dauerte geraume Zeit, bis ich erneut mit dem Thema konfrontiert wurde. Diesmal handelte es sich um eine äußerst geschätzte Arbeitskollegin, die ich wirklich sehr gerne mag und die zwar immerhin mit einem Amerikaner verheiratet, sonst aber eine waschechte Berlinerin ist, die ja nicht gerade berühmt für Sentimentalitäten sind. Ich wusste schon seit geraumer Zeit von den Liebesbekundungen zwischen ihr und ihren Söhnen. Ein tägliches „Ich liebe Dich so sehr!“, wechselseitig und aus tiefstem Herzen. Stutzig wurde ich, als sie mir kürzlich erzählte, dass ihr Dreizehnjähriger das noch immer tat. In der Phase größter Bockigkeit, des Grenzen Austestens, der Abnabelung. Sie erklärte es mir in etwa so: „Wir haben das einfach über so lange Zeit eingeübt, ich habe sie immer bestärkt, dass sie sich sicher sein können, dass ich sie liebe, auch wenn etwas nicht gut gelaufen ist, das gehört für sie so selbstverständlich zum Leben wie das Atmen.“ Das verstand ich und begriff zugleich, warum meine Jungs das nicht taten.

Und dann las ich vergangene Woche ein Interview mit Barbara Becker und ihren Söhnen Elias und Noah in der Bunten, der eine 23, der andere 28, und stellt Euch vor, die machen das immer noch, täglich anrufen und „Ich liebe Dich“ und das ganze Programm, und finden das vollkommen normal. Ich wunderte mich nicht, denn ich hatte ja inzwischen gelernt, wie es zu solchen Verhaltensweisen kam.

Früher hätte ich dieses Verhalten völlig drüber und sogar äußerst bedenklich gefunden. So etwas kannte ich nicht von zuhause, genau wie mein Mann. Klar, die Generation unserer Eltern kämpfte, wenn nicht an der Front, so doch als Kinder des Krieges ums Überleben, da war kein Raum für „Gefühlsduseleien“. Und so waren wir uns (unausgesprochen) einig, dass unsere Kinder ohnehin merken würden, dass wir sie liebten (mein kleiner Sohn nimmt gerade den Konjunktiv in der Schule durch – ich kann nicht anders), ob als Baby durch Vorsingen, Kuscheln, Spielen und Küssen oder später – zugegebenermaßen etwas diskreter – durch die Versorgung mit Nahrung, das Kümmern um Schulsachen, Bekleidung und andere Belange. Ein seltenes und schüchternes „Ich habe Dich lieb“ hatte da reichen müssen.

Aber jetzt denke ich anders darüber. Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht gewesen, mit unseren Kindern auf diese offensive Art einzuüben, über Gefühle zu sprechen. Nicht, weil ich so gerne hören würde, dass sie mich lieben, dessen bin ich mir auch ohne viel Worte gewiss. Nein, sondern, weil es dann vielleicht auch später im Leben ganz leicht fällt, über Gefühle zu reden und das nicht mit etwas irgendwie Unangenehmen und Schamhaften verknüpft ist. Wer seiner Mutter etwa (bei 365 Tagen im Jahr kommt da schon einiges zusammen) 10000-mal gesagt hat, dass er sie liebt, wird auch keine Probleme haben, seine Liebe einer Frau oder einem Mann zu gestehen. Unter Umständen kommt ihr oder ihm dieses Geständnis ein bisschen schnell über die Lippen, aber es gibt Schlimmeres im Leben. Naja, ich werde nicht mehr versuchen, das Liebesding einzuführen, meine Kinder würden mich vermutlich für verrückt erklären. Dafür ist es zu spät.

Ich mache mir überhaupt gerade viele Gedanken über Dinge, die zu spät sind. Das liegt wahrscheinlich daran, dass mein Großer in absehbarer Zeit aus dem Haus gehen wird. Manchmal wünschte ich mir, wir hätten einen ganzen Durchgang Eltern auf Probe sein können, um uns zu allen Themen und Problemen, die so auf einen zukommen, in Ruhe überlegen zu können, wie wir damit umgehen möchten, welche Haltung wir haben, was wir als richtig ansehen und was als falsch. Und um es dann so vollkommen durchdacht anzugehen. Stattdessen stolpert man durchs Elternleben und stellt irgendwann fest, dass man vieles erlaubt hat, was man eigentlich zum Kotzen findet und anderes viel Wichtigeres keinen Platz gefunden hat. Wieso bekommen die das in Büchern immer so gut hin? Da geben Mütter oder Väter in geeignetsten aller Momente ganz wunderbare Dinge von sich, die ihre Kinder durchs Leben tragen und ihnen den Weg zeigen. Wenige Sätze, klug und wohldosiert. Und was sage ich? „Hast Du was für die Schule gemacht?“ und „Zockst Du schon wieder?“ und verpasse den richtigen Moment und die richtigen Worte. Ich tappe in die gleichen Fallen wie meine Eltern, belasse es bei Banalitäten, bestätige Schubladen und entmutige, anstatt zu beflügeln. Ja, ist eben der erste Durchgang.

Würde ich es nochmal tun, dann wäre „Ich liebe Dich“ auf jeden Fall Basisseminar anstatt das Höchste der Gefühle.

Paralleluniversum

Als mein Mann uns im Oktober begeistert die TopTen der Jugendwörter des Jahres präsentierte, machten sich unsere Jungs über die Auswahl erstmal lustig. Dabei hatte ich zumindest das Wort des Jahres „cringe“ gefühlt viele hundert Mal gehört, wenn ich gerade einschlafen wollte und mein fast erwachsenes Kind, emotional völlig entfesselt, aus dem Nebenzimmer beim Zocken vor sich hin gebrüllt hatte: „Ich bin so cringe!“ oder auch „Du bist so cringe!“, wie auch „Er/Sie/Es ist so cringe!“ Meint in diesem Zusammenhang in etwa, dass es ihm total peinlich ist, wie schlecht (je nachdem) er selbst oder jemand anderes gerade spielt.

Wenn sich die Youngster miteinander unterhalten, versteht ein Erwachsener sowieso nur wenig, weil sie sich auch in der echten Welt vor allem über die virtuelle verständigen, mit allen dazugehörigen Fachtermini, gespickt mit lässigen, englischen Ausdrücken. Das mit dem „random“ und seiner Anwendung habe ich bis heute nicht kapiert, es ist irgendwas mit Zufall. Also, so ähnlich wie: Ich stehe random an der Bushaltestelle, als mein Brudi vorbeikommt. Oder stehe ich doch eher an der Bushaltestelle und der Brudi kommt random vorbei? Ich bin so schlecht damit, aber auch mindestens dreissig Jahre zu alt, um es überhaupt zu versuchen. Also, ich lasse es jetzt wieder.

Sie leben eben in ihrem eigenen Kosmos und ich bin froh, dass ich zumindest ab und an mal einen kleinen Blick auf ihn werfen darf. Wusstet ihr beispielsweise, dass sich Jungs im Jahr 2021 tatsächlich eine Dauerwelle verpassen lassen, um diesen angesagten Look mit abrasierten Seiten und lässig verwuscheltem, lockigen Haar tragen zu können? Ich dachte, all die wunderschönen Locken seien echt und nur ich hätte keine. Und dass die Dauerwelle mit den 80ern untergegangen wäre. Von wegen. Beruflich eigentlich am Puls der Haartrends, schlug ich meinem Sohn letztens, nicht ganz ernsthaft vor, jetzt auf Mittelscheitel zu wechseln, weil das ja wieder ziemlich angesagt sei. „Ach Mama, das haben die bei uns an der Schule schon eeeewig!“( Er zog das e so weit in die Länge, dass auf jeden Fall ankommen musste, wie sehr ich draußen war. ) „Ach ja?“, erwiderte ich „Wie lange denn?“ „Bestimmt so ein Jahr.“ Tja, so ist das mit den Trends, bis sie bei den letzten ankommen und nicht mehr als sonderbar empfunden werden, vergehen schon gerne mal drei Jahre, so war es mit der Culotte, mit den ugly sneakers oder den oversize Pullovern. Da bin ich mit meinem Jahr gar nicht so schlecht, finde ich.

Schön, Jungs, dass ihr mich gelegentlich an eurem Paralleluniversum teilhaben lasst. Und macht gar nichts, dass ich nicht alles verstehe.

Das Ende der Welt – danke für nichts, verehrtes Kultusministerium

Diese Glosse von Nicole Hirsch habe ich heute morgen auf Bayern 2 gehört und ich fand ihren Blick auf das Schulleben der vergangenen Wochen und die Vorschau auf die kommenden durchaus amüsant:

https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/radiowelt/ende-der-welt-danke-fuer-nichts-verehrtes-kultusministerium-100.html

(Heute leider noch nicht als Audio, sondern zum Selber Lesen- sorry…)

Viel Spaß beim Schmunzeln, einen guten Start in die Sommerferien den Nachzüglern und einen guten Wiedereinstieg denjenigen, für die es bald wieder losgeht!

Eure Ella

Ein ganz besonderer Tag

Heute ist ein ganz besonderer Tag für mich. Meine Kinder gehen das erste Mal seit mehr als sechs Monaten wieder in die Schule. Während es dem einen graust, weil er sich so gut im Ausnahmezustand eingerichtet hat, freut sich der andere. Seine Schule beginnt heute sogar ganz smooth mit einem Eingewöhnungstag, der erst um 9.45h beginnt. Es war also fast so etwas wie ausschlafen möglich, so lässt es sich leben. Ich freue mich, dass sie wieder unter Ihresgleichen kommen, dass es endlich wieder ein Alternativprogramm zu Computer und Handy gibt und ich freue mich, endlich wieder Zeit für mich allein zu haben. Eindeutig ein Feiertag!

Von Hunden und Kindern

Die Corona Pandemie bringt ja bekanntlich zahlreiche Begleiterscheinungen mit sich. Eine davon ist die neu entdeckte Liebe des Menschen zum Haustier- allen voran zu Katze und Hund. Ein ergebener Begleiter, der Struktur gibt und sich allzeit bereit durchkuscheln lässt, wenn Frauchen oder Herrchen bedürftig sind. Auch wir unterscheiden uns in dieser Hinsicht nicht von unseren Mitmenschen und verspüren seit einiger Zeit den Wunsch nach der Gesellschaft eines Hundes. Unseren Vermieter interessiert das leider wenig. Nach seinem kaltschnäuzigen Nein suchten wir Trost und fanden zumindest einen bezaubernden Pflegehund, mit dem wir nun ab und an spazieren gehen dürfen. Und wir sehen quasi als Ersatzdroge und in der leisen Hoffnung auf Veränderung der Zustände einmal wöchentlich die Serie „Hunde verstehen!“ im WDR.

( https://www.ardmediathek.de/wdr/sendung/hunde-verstehen/Y3JpZDovL3dkci5kZS9odW5kZXZlcnN0ZWhlbg/)

Wir lernen erstaunlich viel dabei. Und zwar nicht nur über Hunde. Dass es Schnittmengen bei der Erziehung verhaltensauffälliger Hunde und Kinder gibt, bemerkten meine große Schwester und ich bereits, als sie noch Pädagogik studierte und ich einen Hund hatte. Und so sieht sich der erfahrene Hund-Mensch-Coach Andreas Ohligschläger auch erstmal Herrchen und Frauchen an ( warum verniedlicht man die eigentlich so?), um herauszufinden, was mit den Vierbeinern schiefläuft. Eine häufige Ursache: das liebe Tier bekommt viel zu viel Aufmerksamkeit. Anstatt dass sich der Hund nach seinen Erziehungsberechtigten richtet, drehen die sich um ihn. Das kommt Euch bekannt vor? Also mir auch. Denn seitdem ich mich wieder um meine eigene innere Balance kümmere ( Yogaqueen Mady Morrison sei Dank www.youtube.com/watch?v=qFgwrTc1e1I) und die Verantwortung für das Homeschooling an mein Kind abgegeben habe, läuft es bei uns zuhause wieder weitaus relaxter.

Beim letzten „Fall“ musste auch jenes Kind über beide Ohren grinsen. Ein Hund weigerte sich mitzulaufen und legte den Rückwärtsgang ein, wenn nicht beide Besitzer mit zum Spaziergang kamen. Der Coach deckte schnell auf, dass Herrchen und Frauchen dieses Verhalten geradezu gefördert hatten, weil sie dem Hund immer dann besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt hatten, wenn er sich querstellte ( Ach, deshalb – Herrn und Frau wäre das nicht passiert). Das kam uns doch ein wenig bekannt vor mit dem Eigensinn und dem Raum, der er einnehmen kann. Aber wie man weiß, ist ja Erkenntnis der erste Schritt zur Besserung. Als mich mein Sohn am nächsten Tag mal wieder davon überzeugen wollte, dass sein Vergnügen vor der Arbeit käme, gab ich zu Bedenken, dass ich nun doch wirklich schon sehr oft nachgegeben hätte und fände, er wäre jetzt auch mal an der Reihe. Das Kind war erstaunlich einsichtig und ging widerspruchslos seiner Arbeit nach. Tja, wir haben zwar noch immer keinen Hund, aber zuhause läuft es jetzt super.

#SPORT IST TEIL DER LÖSUNG UND NICHT DES PROBLEMS IN DER CORONAPANDEMIE

14 bayerische Großvereine haben sich zusammengetan und ein Positionspapier erarbeitet, in dem unter anderem ein Stufenplan zur schrittweisen Öffnung der Vereine vorgeschlagen wird. Außerdem startete die Fußballabteilung des Post SV Nürnberg eine Petition, die diese Forderungen unterstützt:

https://www.openpetition.de/petition/online/sport-ist-teil-der-loesung-und-nicht-des-problems-in-der-coronapandemie

Die Petition spricht mir aus dem Herzen, denn so sehr ich mir wünsche, dass meine Kinder bald wieder in die Schule gehen dürfen, der Vereinssport scheint mir im Augenblick nicht minder wichtig, denn er bringt wieder etwas Freude und Leichtigkeit ins Leben bewegungsfreudiger Kinder. Das Erste, was Ärztinnen und Ärzte bei depressiven Verstimmungen empfehlen, ist Sport, denn mit Hilfe der ausgeschütteten Glückshormone kann man gar nicht anders, als wieder besser gelaunt zu sein. Und dann noch gemeinsam mit Gleichgesinnten draußen, das macht wesentlich mehr Spaß als jedes Youtube Video der Welt, zu dem Kind sich vielleicht erst gar nicht aufraffen kann. Womöglich sorgt darüberhinaus die sehnsüchtig erwartete Frühlingssonne schließlich noch für eine bessere Vitamin D Produktion, die ebenfalls die Psyche positiv beeinflußt. Das wäre doch wirklich wünschenswert, oder? Also, ich habe unterschrieben und ich hoffe, die Petition wirkt. Denn das Wort „Sportverein“ habe ich bislang in den Öffnungsdebatten schwer vermisst.

Schulstart mit ???

Fast hätte nur noch ein „Tschakka, wir schaffen das!“ unter der Mail der Schulleiterin gefehlt. Sie seien gut vorbereitet, schreibt sie, das Programm der nächsten Wochen scheint ambitioniert. Dass noch 37 Endgeräte für Schüler*innen ohne fehlen, ist da nur ein unschönes, fasst zu vernachlässigendes Detail. Wir Eltern wollen so gerne daran glauben, dass diesmal alles besser läuft. Und dennoch bleibt ein ungutes Bauchgefühl. Bitte keine Wiederholung des Dezembers. Immerhin wird jetzt betont, die Teilnahme am Distanzunterricht sei verpflichtend, sie soll sogar per Rückmeldung bei der Lehrkraft überprüft werden. Welch simple, doch bestechend wirksame Idee (auf die „man“ zugegebenermaßen schon vor ein paar Monaten hätte kommen können, aber Schwamm drüber). Die sich selbst überlassenen älteren Schüler*innen ( insbesondere männlicher Natur) freuen sich jedenfalls wieder auf unbegrenztes Wlan, um weiter an ihrer Gamerkarriere feilen zu können. Die Argumente sind auf ihrer Seite. „ Du, wir haben gleich nochmal Onlineunterricht.“ und „Ich muss gleich nochmal was auf Mebis nachgucken.“. Wir Eltern stehen dem Ganzen hilflos gegenüber, wollen wir nicht den ganzen Tag neben dem Rechner der Zöglinge wachen. Oder wir sind schlichtweg gar nicht zuhause oder kennen uns null damit aus, wie wir das Wlan geräteabhängig und wirksam einschränken können. Naja, was soll`s, jeder hat so seinen ganz persönlichen Horror vorm Homeschooling. Ich versuche mich trotzdem im positiven Denken – und atme. Immer wieder ganz tief ein und aus. Bis in den Bauch – für das gute Gefühl. Vielleicht wird es diesmal ja ganz anders. Kann ja sein. Ich drücke Euch (und uns) allen die Daumen!

Corona und der Präsenzunterricht

Wenn es nach mir geht, sollen meine Kinder jeden Tag ganz normal in die Schule gehen. Wie früher eben. Dann muss ich nicht am Homeschooling verzweifeln, es gibt klare Strukturen und ich habe auch mal ein bisschen Zeit für mich. Befragt man meine Kinder, sieht das ganz anders aus. Sie präferieren ganz klar das Wechselmodell und das mit einer äußert simplen, wie schlüssigen Argumentation:

„Was macht es für einen Sinn, die privaten Kontakte auf zwei Haushalte zu begrenzen, wenn im Klassenzimmer 27 ( das eine Kind ) beziehungsweise 32 Mitglieder (das andere Kind) verschiedener Haushalte auf engstem Raum zusammenkommen?“

Tja, wo sie Recht haben, haben sie Recht, ob es mir passt oder nicht.

Auf Anraten von Kinderärzten und Psychologen, aber auch um Kinder nicht weiter abzuhängen, halten die Minister gerade fast krampfhaft am Präsenzunterricht fest. Leider fehlen immer noch kreative und gut durchdachte Lösungen auf breiter Front. Zumindest an Schulen, an denen ein Großteil der Kinder zuhause gute Bedingungen hat, um online zu arbeiten, könnte man das Wechselmodell durchführen. Für die Kinder mit schlechten Bedingungen könnte man zusätzliche Räume anmieten oder ungenutzte Turnhallen umrüsten, um gut ausgestattete Arbeitsplätze einzurichten. Die Betreuung könnten Tutor*innen oder Student*innen übernehmen, die das im Vergleich mit so manchen Eltern bestimmt besser hinbekommen würden und sowieso gerade auf Jobsuche sind, weil sie nicht mehr in der Gastronomie jobben können. Vielleicht könnte man es einzelnen Schüler*innen auch ermöglichen, durchgängig am Präsenzunterricht teilzunehmen, wenn es zuhause schwierig ist. Oder wäre das dann wegen ungleicher Bedingungen für manche Eltern etwa ein Grund, vor Gericht zu ziehen? Ich weiß schon, ganz so einfach ist das alles nicht. An der Schule eines meiner Kinder wurde schon kurz nach Schulbeginn alles für den Unterricht in geteilten Gruppen vorbereitet, die Kinder sollten in einer Woche Montag, Mittwoch und Freitag Unterricht haben, in der anderen Dienstag und Donnerstag, ein Modell, das ich besser finde als den wöchentlichen Wechsel, weil die Schüler*innen nicht so ganz rauskommen und mehr Struktur gegeben ist. Das Versorgen mit Unterrichtsmaterialien für die Woche ohne Präsenzunterricht in den einzelnen Fächern sollte theoretisch recht einfach zu überschauen sein, die Lehrkräfte könnten direkt Arbeitsblätter und Aufgaben für die nächste Woche mit nach Hause geben. Naja, jetzt bleibt erstmal alles, wie es ist.

Wie gesagt, ich bin ja froh darüber. Sollten aber die Corona Maßnahmen weiter verschärft werden und mir meine gelegentlichen Spaziergänge an frischer Luft und mit Abstand, abwechselnd mit verschiedenen Freundinnen, auch noch genommen werden, weil man über Wochen nur noch zwei Menschen aus genau einem anderen Haushalt treffen dürfte, dann würde mir auch das Verständnis für das unterschiedliche Maß fehlen. Nächste Woche wissen wir mehr. Und bis dahin genieße ich noch jeden regulären Schultag.

Mein Pubertier und ich

Nie hätte ich gedacht, dass die Pubertät so schwer auszuhalten sein würde. Ich hatte sie mir anders anstrengend vorgestellt.

Es gibt gute Tage, an denen dem Kind der Schalk nur so im Nacken sitzt. Ich staune darüber, wie es unaufhaltsam wächst und seine Kräfte misst und kaum weiß, wohin mit seiner Energie. Und es gibt (für mich) schlechte Tage, an denen ich akzeptieren muss, dass ausgerechnet ich die letzte Person bin, die diesem Kind nahe kommen kann und darf, weil allein mein Dasein nervt. Mein ewiges Kümmern, Aufgaben verteilen und mir Gedanken machen. Vor allem um den Medienkonsum. Es ist schwer auszuhalten, auf den einen Moment zu warten, in dem sich sein Fenster öffnet und es von sich erzählt und ich weiß, dass es nichts, aber auch rein gar nichts bringt, vorher etwas in Erfahrung bringen zu wollen. Und wehe ich verpasse ihn.

Das ist gerade meine größte Herausforderung. Mich zurücknehmen und darauf vertrauen, dass die Dinge ihren (guten) Lauf nehmen, auch wenn ich mit einigem nicht so ganz einverstanden bin. Aber man wächst ja mit seinen Aufgaben. Zumindest hoffe ich das.

Jugendlohn statt Taschengeld – ein Schweizer Modell

Als ich mich am Wochenende mit Freunden traf, die in der Schweiz leben, erzählten sie mir vom Jugendlohn, der dort ganz üblich zu sein scheint. Sobald die Kinder zwölf Jahre alt werden, wird dieses Modell in vielen Familien eingeführt. Dabei versuchen die Eltern gemeinsam mit dem Kind möglichst realistisch abzuschätzen, welchen Betrag es durchschnittlich im Monat benötigt, um Kleidung, Kosten für den öffentlichen Verkehr, Kosmetik und Hobby finanzieren zu können und sich auch selbständig darum kümmern zu können (und müssen). Ein Vertrag hilft dabei, ganz klar zu definieren, welche Kosten das Kind trägt und welche die Eltern. Wohnen, Essen, Versicherungen oder Familienferien sind beispielsweise davon ausgeschlossen. Wichtig ist natürlich, dass die Kosten den Verhältnissen der Familie angepasst sind und dass die Eltern auch konsequent bleiben, wenn sich das Kind einmal verkalkuliert und ihm nicht dann doch Geld zustecken. So fördert der Jugendlohn Selbstverantwortung und Selbständigkeit und hilft, ständige Konflikte ums Geld zu vermeiden. Und er ist ein gute Möglichkeit für die Jugendlichen, den Umgang mit Geld zu üben und bei Volljährigkeit nicht gleich in die Schuldenfalle zu tappen, weil die Kosten für das WG Zimmer, Handy, Internet und Lifestyle höher sind, als gedacht. Mir gefällt dieses Konzept sehr gut, denn beim Taschengeld haben wir oft das Problem, das nicht wirklich klar ist, für was es genau gedacht ist und für was dann doch die Eltern zuständig sind. Meine E-Mail Adresse habe ich gerne angegeben, um die Arbeitsblätter zur Berechnung des Lohns und den Arbeitsvertrag herunterladen zu können, denn Jugendlohn ist ein Verein, der weiterhin an der Verbesserung und Weiterentwicklung des Modells forscht und deshalb gerne per E-Mail nach Erfahrungen fragen möchte. Aber das will ein Händler ja auch, wenn ich etwas bei ihm im Internet kaufe. Die Schweizer sind ja bekannt für ihr glückliches Händchen mit Geld. Vielleicht nimmt es genau hier seinen Anfang.

 

 

Pubertier, die nächste

Das Pubertier beschwert sich, ich würde es I-M-M-E-R beschuldigen, wenn es Streit mit dem kleinen Bruder gibt. Als ich beim nächsten Mal sage:

„Jungs, hört bitte auf!“,

beschwert es sich:

„Jetzt hast Du es zwar anders gesagt, aber Du hast sowieso gedacht, dass ich es war!“

Es gibt Zeiten, in denen man alles nur falsch machen kann.

 

Homeschooling und (k)ein Ende in Sicht

Ich gehöre nicht zu den Menschen, die ausgiebig über Dinge jammern, die sie nicht ändern können. Umso mehr freue ich mich, dass nächste Woche zumindest eines meiner Kinder wieder in die Schule gehen kann. Homeschooling ist so ziemlich die größte Herausforderung in meinem Leben mit Kindern, der ich mich jemals stellen musste. Ich habe in den letzten Wochen ein verdammt dickes Fell gebraucht und bin noch nie so viel angemotzt und angeschrien worden. Das werde ich wirklich nicht vermissen. Mir ist klar, dass es noch dauern wird, bis man wieder von einem normalen Schulalltag reden kann, aber ich feiere jede Stunde, die dort stattfinden wird, ohne mich. Manche Eltern haben es auch einfach sein gelassen mit dem Homeschooling und dafür in Harmonie mit ihren Kindern gelebt – sicher auch eine Möglichkeit. Ich freue mich jedenfalls für jede Familie, in der das Ganze gut klappt – bei uns definitiv nicht!