Kein Schonwaschgang

Früher hätte ich darauf gewettet, dass man jenseits der Teenagerzeit keine Pickel mehr bekommt. Ein ebenso großer Irrtum wie die Annahme, man habe seine Lebensthemen als junger Erwachsener aufgearbeitet und könne dann ein halbwegs unbeschwertes Leben führen. Die Überbehütung der Mutter, die fehlende Anerkennung des Vaters, die Ehekonflikte der Eltern, whatever. Die Wahrheit ist, dass sich in der Mitte des Lebens erneut all diese Themen wieder in den Vordergrund drängen, weil wir merken, dass die Glaubenssätze und Muster unserer Kindheit das gesamte Leben prägen. Jetzt, wo die Kinder langsam flügge werden, finden wir ausreichend Zeit, uns zu zermartern. Und sich mit Teenagern auseinanderzusetzen, ist auch nicht gerade ein Schonwaschgang.

Als wäre das nicht schon genug, kommen zu den alten Themen auch noch neue hinzu. Enttäuschungen, Einsamkeit, geplatzte Lebensträume, Trümmerlandschaft. Das ist kein Spaß, wenn auf einmal fast das gesamte soziale Umfeld zu straucheln beginnt und es selbst schwerfällt, die Fahne hochzuhalten. Dazu kommt auch noch diese Hormonumstellung bei uns Frauen. Das weichspülende Östrogen nimmt kontinuierlich ab und das Testosteron gibt zunehmend den Ton an. Also Schluss mit Verständnis und Kompromissen, ab jetzt wird kurzer Prozess gemacht. Ganz schön anstrengend zuweilen. Zudem fehlen der Lebensmitte einfach die „Fun Facts“. Vorbei die Zeiten, in denen man über den letzten One-Night-Stand, den neuen Job oder den ersten Zahn des Säuglings sprach. Während es mir beim ersten Small Talk über Inkontinenz noch die Schamesröte ins Gesicht trieb, gehört das mittlerweile zum daily business. Arthrose, künstliches Hüftgelenk, Lesebrille, alles Standard inzwischen. Puh.

Vor einiger Zeit war ich mit zwei Freundinnen bei „Bierchen & Bühnchen“, einem netten Kneipenfestival in Nürnberg Gostenhof. Zum Glück sind wir drei weitestgehend schambefreit und haben ausreichend Humor, um uns hemmungslos unters Jungvolk zu stürzen. So viele Rotzbremsen* habe ich noch nie auf einen Haufen gesehen, dazu Mützen und Oversize Sweatshirts, nett anzusehen. Wir fanden sogar recht aparte Gesellschaft, die uns aber irgendwann ganz uncharmant darauf aufmerksam machte, dass wir einer ganz anderen Liga angehörten. Auf die Frage nach dem besten Club für den Abend, bekamen wir die Antwort, ob es bei uns denn kein Google gäbe. Haha. Jedenfalls habe ich festgestellt, dass solche Veranstaltungen eines gewissen Trainings bedürfen, damit ich nicht eines Tages postwendend wieder umkehre angesichts der Enge, der Luft, der Geräuschkulisse und der permanenten Suche nach einer Toilette, denn das Bierchen muss ja wieder raus.

Apropos Training, das müsste in dieser Lebensphase eigentlich unsere Hauptbeschäftigung sein. Beckenbodentraining gegen die Inkontinenz, Hanteltraining, wechselseitig auf einem Bein stehend, für Kraft, Gleichgewicht und Koordination, Dehnungen gegen die Steife der Gelenke, ausgewogenes Essen wegen des gefährlichen Bauchfetts, Fremdsprachen und Schach gegen Demenz. Vorbeugen ist die Aufgabe, denn fangen wir erst an, wenn wir Einschränkungen bemerken, ist es womöglich schon zu spät. F*ck.

Also, Spaß geht anders. Außer, wir machen ihn uns. Wann immer es uns gerade möglich ist. Die Feste feiern, wie sie fallen. Uns mit Menschen umgeben, die uns guttun. Tanzen, Singen und Lachen, für ein bisschen mehr Leichtigkeit in der Mitte des Lebens, bis es wirklich wieder leichter wird.

*Hipster – Oberlippenbärte

Abgetaucht

Falls ihr euch bereits gefragt habt, warum ich seit Wochen fast kommentarlos abgetaucht bin, ich verrate es euch. Zuhause wollen inzwischen zwei Teenager mit unbändigem Hunger versorgt werden, der Takt der Nahrungsaufnahme hat sich um mindestens ein Mitternachtsmal erhöht, Kühl- & Gefrierschrank werden regelmäßig geplündert, Berge von TK-Pizza verdrückt und ich weiß kaum noch, was ich kochen soll bei idealerweise drei warmen Mahlzeiten am Tag, denn alles andere sättige nicht, sagen die Jungs. Ein logistischer und zudem finanzieller Aufwand, der zur Folge hat, dass ich, wenn ich gerade nicht koche, Geld heranschaffen muss, um es sogleich wieder in Lebensmittel zu reinvestieren. Ich kann also unmittelbar den Weg des Geldes vom Supermarkt in die aufgerissenen Mäuler hin zur Kloschüssel verfolgen. Hört sich so nachhaltig an wie die Umweltpolitik der Ampel, erzielt aber tatsächlich den gewünschten Effekt – die Kinder wachsen und gedeihen. Ihr denkt, ich übertreibe? Naja, vielleicht ein kleines bisschen.

Schönes Wochenende!

Kinotipps!

Heute möchte ich Euch zwei Filme empfehlen, die ich zwar beide noch nicht gesehen habe, auf die ich aber doch neugierig bin.

Das eine wäre: „Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“, nach dem Bestseller von Joachim Meyerhoff.

https://www.ndr.de/kultur/film/tipps/Bestseller-Verfilmung-Wann-wird-es-endlich-wieder-so-wie-es-nie-war,wannwirdes100.html

Wer Meyerhoffs zu großen Teilen biografische Romane gelesen hat, weiß, dass sie besten Stoff für eine Verfilmung hergeben. Und dann noch mit David Striesow – das kann eigentlich nicht völlig in die Hose gehen. Und wer eben nicht zu den Leseratten gehört, kann vielleicht auf diese Weise herausfinden, ob er der Meyerhoffschen Welt etwas abgewinnen kann. Mit Sicherheit etwas zum Lachen und Weinen und vielem Dazwischen. Schon jetzt in den Kinos.

Wer gerne etwas von ihm lesen möchte, der oder dem möchte ich noch ein anderes Buch seines 4-teiligen Zyklus empfehlen: https://meedchenwargestern.com/2019/06/18/buchtipp-ach-diese-luecke-diese-entsetzliche-luecke/

Der andere Film, auf den ich durch die Berichterstattung zur Berlinale aufmerksam geworden bin, ist „Der vermessene Mensch“ von Lars Kraume.

https://www.ndr.de/kultur/film/videos/Der-vermessene-Mensch-Trailer-zum-Drama-von-Lars-Kraume,video8380.html

Vor vier Jahren bin ich das erste Mal über einen Roman zum Thema Kolonialismus gestolpert, „Alle außer mir“ von Francesca Melandri. Buchtipp: Alle, außer mir Ein packendes Buch über die Italiener in Äthiopien, das für mich ein neues Kapitel aufgeschlagen hat. Es folgte „Meine Farm in Afrika“ von Kerstin Decker, das in der Kolonie Deutsch-Ostafrika, dem heutigen Burundi, Ruanda, Tansania und Teilen Mosambiks spielt. In den letzten Jahren ist das Thema Kolonialismus glücklicherweise endlich mehr in das Bewusstsein der Öffentlichkeit getreten und es wurde zumindest begonnen, Raubkunst zurückzugeben und das unglaubliche Unrecht, das die Kolonialmächte begangen haben, aufzuarbeiten. Es bleibt allerdings noch sehr viel zu tun, denn die Folgen reichen bis in die heutige Zeit. „Der vermessene Mensch“ leistet einen Beitrag zur Aufklärung und erzählt von den Gräueltaten, die die Deutschen in „Deutsch-Südwestafrika“, dem heutigen Namibia, begangen haben. Im Mittelpunkt der Geschichte steht ein Ethnologe, der die Einheimischen vermessen soll, um die Lehre der Überlegenheit der weißen Rasse, die den Kolonialmächten zur Legitimation ihres Handelns dient, pseudo-wissenschaftlich zu belegen. Der Film wurde an Originalschauplätzen in enger Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort gedreht. Er läuft Ende März in unseren Kinos an.

Buchtipp: „Ich, ein Kind der kleinen Mehrheit“ von Gianni Jovanovic mit Oyindamola Alashe

Und hier ist der zweite Tipp. Und dieses Buch ist etwas ganz anderes…

Gianni Jovanovic hätte allen Grund gehabt, ein verbitterter, gebrochener, richtig fieser Typ zu werden, bei all dem, was ihm in seinem Leben widerfahren ist. Er hat immer wieder Diskriminierung erfahren, rassistische Beleidigungen und Ausgrenzung, weil er zu einer traditionellen Roma-Familie gehört. Er wurde auf eine Sonderschule geschickt, wie das bei Kindern aus Roma- und Sinti- Familien leider nicht unüblich ist. Und dann stellt er auch noch fest, dass er schwul ist, während sein Leben in vorgezeichneten Bahnen verläuft: Hochzeit mit vierzehn, zweifacher Vater mit siebzehn.

Aber anstatt an seinem Schicksal zu zerbrechen, entwickelt sich Gianni Jovanovic zu einem Aktivisten. Der Wunsch, seinen Kindern einen in jeder Hinsicht anderen Weg aufzuzeigen, erweckt den Kämpfer in ihm. Er setzt sich mit der Geschichte der Rom*nja und Sinti*zze auseinander, um zu verstehen, um diskutieren zu können und aufzuklären. Es gelingt ihm, nicht nur das Abitur zu machen, sondern auch ein Studium zu absolvieren. Weil er Vorurteile widerlegen will und zeigen, dass dieser Weg auch für Rom*nja und Sinti*zze möglich ist. Er möchte ein Vorbild sein und gibt Workshops an Schulen, um über strukturellen Rassismus aufzuklären. Er versucht, Schüler*innen zu ermutigen und Lehrkräften aufzuzeigen, welch wichtige Rolle sie beim Verlauf einer Schullaufbahn spielen können. Und er setzt sich für die LBGTQ+ – Community ein, damit jeder sein darf, wie er ist.

Übrigens nimmt Gianni Jovanovic kein Blatt vor den Mund, er ist offen und seine Worte mitunter deftig, nur so zur Vorwarnung. Seine Geschichte hat mich tief beeindruckt, seine Herzlichkeit, seine Bereitschaft zur Vergebung, sein Verständnis und sein Appell für Toleranz und Vielfalt. Einfach bewundernswert!

„Ich, ein Kind der kleinen Mehrheit“ von Gianni Jovanovic mit Oyindamola Alashe, Verlag: Blumenbar

ISBN 978-3-351-05100-6

Buchtipp: „Patria“ von Fernando Aramburu

Wie ihr vielleicht schon bemerkt habt, fehlt mir gerade etwas Zeit und Muße, um zu schreiben. Ich möchte Euch aber zumindest in wenigen Worten zwei Bücher empfehlen, die ich in den letzten Wochen gelesen habe. Das erste ist:

„Patria“ von Fernando Aramburu

Seitenzahlmäßig ein ziemlicher Brocken, aber gut in Etappen zu lesen, schon deshalb, weil Zeiten und Erzählperspektiven wechseln, ohne aber, dass es zu kompliziert würde, der Handlung zu folgen.

Der Roman erzählt von zwei befreundeten Familien im spanischen Teil des Baskenlandes. Während Txato, Unternehmer und Familienoberhaupt einer der Familien, eines Tages von Terroristen der ETA* erschossen wird, weil er sich weigert, Revolutionsgeld zu zahlen, schließt sich Joxe Mari, der ältere Sohn der anderen Familie der ETA an. Obwohl von Kindheit an eng verbunden, kommt es zum Bruch.

Fernando Aramburu zeigt uns eine Welt, in der das Baskische über allem anderen steht, der permanente Druck der Dorfgemeinschaft zur Radikalisierung der Menschen führt und wie schwer es ist, sich dem zu entziehen. Er gibt Tätern und Opfern eine Stimme. Durch sie erfahren wir, was es heißt, als Familienmitglied eines Opfers der zahlreichen Attentate durchs Leben gehen zu müssen, aber auch als Mutter, Vater, Bruder oder Schwester eines Attentäters. Wir erfahren von den unterschiedlichen Strategien, mit dem Schicksal fertig zu werden. Eine Annäherung scheint fast unmöglich und dennoch gibt es auch die, die aufbegehren…

Ein wirklich spannender, kluger und interessanter Roman, auch wegen des „Euskera“, der baskischen Schrift und Sprache mit den vielen x, die Aramburu immer wieder einfließen lässt und die uns vor einigen Jahren erstmals im Urlaub im französischen Teil des Baskenlandes in den Pyrenäen begegnet ist.

*Euskadi ta Askatasuna (baskisch für „Baskenland zur Freiheit“)

ISBN: ISBN: 978-3-499-27361-2  Rowohlt Verlag

Das andere kommt die Tage…versprochen!

„I love you, mommy!“

Es ist gut zehn Jahre her, dass ich erstmals mit dem Thema „Überschwängliche Liebesbekundungen zwischen Kindern und ihren Eltern“ konfrontiert wurde. Ich arbeitete für eine bekannte Messe und schminkte eine Koryphäe für Spielwaren aus Amerika, die alljährlich dafür eingeflogen wurde, dem Fachpublikum die neuesten Trends auf diesem Gebiet vorzustellen. Sie erzählte mir von ihrer etwa elfjährigen Tochter, die ihr jeden Tag – ob zuhause oder unterwegs am Telefon – mit einem „I love you, mommy!“ ihre tiefe Zuneigung beteuerte. Kurz dachte ich an meine beiden in diesen Belangen wortkargen Jungs und erwiderte trocken, meine täten das nie, um weitere Ausführungen über diese für mich zugegebenermaßen völlig übertriebene amerikanische Auslegung der Mutter-Kind-Beziehung im Keim zu ersticken und so meine spitze Zunge im Zaum halten zu können.

Es dauerte geraume Zeit, bis ich erneut mit dem Thema konfrontiert wurde. Diesmal handelte es sich um eine äußerst geschätzte Arbeitskollegin, die ich wirklich sehr gerne mag und die zwar immerhin mit einem Amerikaner verheiratet, sonst aber eine waschechte Berlinerin ist, die ja nicht gerade berühmt für Sentimentalitäten sind. Ich wusste schon seit geraumer Zeit von den Liebesbekundungen zwischen ihr und ihren Söhnen. Ein tägliches „Ich liebe Dich so sehr!“, wechselseitig und aus tiefstem Herzen. Stutzig wurde ich, als sie mir kürzlich erzählte, dass ihr Dreizehnjähriger das noch immer tat. In der Phase größter Bockigkeit, des Grenzen Austestens, der Abnabelung. Sie erklärte es mir in etwa so: „Wir haben das einfach über so lange Zeit eingeübt, ich habe sie immer bestärkt, dass sie sich sicher sein können, dass ich sie liebe, auch wenn etwas nicht gut gelaufen ist, das gehört für sie so selbstverständlich zum Leben wie das Atmen.“ Das verstand ich und begriff zugleich, warum meine Jungs das nicht taten.

Und dann las ich vergangene Woche ein Interview mit Barbara Becker und ihren Söhnen Elias und Noah in der Bunten, der eine 23, der andere 28, und stellt Euch vor, die machen das immer noch, täglich anrufen und „Ich liebe Dich“ und das ganze Programm, und finden das vollkommen normal. Ich wunderte mich nicht, denn ich hatte ja inzwischen gelernt, wie es zu solchen Verhaltensweisen kam.

Früher hätte ich dieses Verhalten völlig drüber und sogar äußerst bedenklich gefunden. So etwas kannte ich nicht von zuhause, genau wie mein Mann. Klar, die Generation unserer Eltern kämpfte, wenn nicht an der Front, so doch als Kinder des Krieges ums Überleben, da war kein Raum für „Gefühlsduseleien“. Und so waren wir uns (unausgesprochen) einig, dass unsere Kinder ohnehin merken würden, dass wir sie liebten (mein kleiner Sohn nimmt gerade den Konjunktiv in der Schule durch – ich kann nicht anders), ob als Baby durch Vorsingen, Kuscheln, Spielen und Küssen oder später – zugegebenermaßen etwas diskreter – durch die Versorgung mit Nahrung, das Kümmern um Schulsachen, Bekleidung und andere Belange. Ein seltenes und schüchternes „Ich habe Dich lieb“ hatte da reichen müssen.

Aber jetzt denke ich anders darüber. Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht gewesen, mit unseren Kindern auf diese offensive Art einzuüben, über Gefühle zu sprechen. Nicht, weil ich so gerne hören würde, dass sie mich lieben, dessen bin ich mir auch ohne viel Worte gewiss. Nein, sondern, weil es dann vielleicht auch später im Leben ganz leicht fällt, über Gefühle zu reden und das nicht mit etwas irgendwie Unangenehmen und Schamhaften verknüpft ist. Wer seiner Mutter etwa (bei 365 Tagen im Jahr kommt da schon einiges zusammen) 10000-mal gesagt hat, dass er sie liebt, wird auch keine Probleme haben, seine Liebe einer Frau oder einem Mann zu gestehen. Unter Umständen kommt ihr oder ihm dieses Geständnis ein bisschen schnell über die Lippen, aber es gibt Schlimmeres im Leben. Naja, ich werde nicht mehr versuchen, das Liebesding einzuführen, meine Kinder würden mich vermutlich für verrückt erklären. Dafür ist es zu spät.

Ich mache mir überhaupt gerade viele Gedanken über Dinge, die zu spät sind. Das liegt wahrscheinlich daran, dass mein Großer in absehbarer Zeit aus dem Haus gehen wird. Manchmal wünschte ich mir, wir hätten einen ganzen Durchgang Eltern auf Probe sein können, um uns zu allen Themen und Problemen, die so auf einen zukommen, in Ruhe überlegen zu können, wie wir damit umgehen möchten, welche Haltung wir haben, was wir als richtig ansehen und was als falsch. Und um es dann so vollkommen durchdacht anzugehen. Stattdessen stolpert man durchs Elternleben und stellt irgendwann fest, dass man vieles erlaubt hat, was man eigentlich zum Kotzen findet und anderes viel Wichtigeres keinen Platz gefunden hat. Wieso bekommen die das in Büchern immer so gut hin? Da geben Mütter oder Väter in geeignetsten aller Momente ganz wunderbare Dinge von sich, die ihre Kinder durchs Leben tragen und ihnen den Weg zeigen. Wenige Sätze, klug und wohldosiert. Und was sage ich? „Hast Du was für die Schule gemacht?“ und „Zockst Du schon wieder?“ und verpasse den richtigen Moment und die richtigen Worte. Ich tappe in die gleichen Fallen wie meine Eltern, belasse es bei Banalitäten, bestätige Schubladen und entmutige, anstatt zu beflügeln. Ja, ist eben der erste Durchgang.

Würde ich es nochmal tun, dann wäre „Ich liebe Dich“ auf jeden Fall Basisseminar anstatt das Höchste der Gefühle.

2022, die letzte – Demut

Die vergangenen Wochen waren eisig kalt und wir haben versucht, so wenig wie möglich zu heizen. Die Fenster beschlugen von innen und das Wasser sammelte sich, man kann im Altbau sicher sein, dass der Schimmel nicht lange auf sich warten lässt. Der Ofen im Wohnzimmer sorgte dafür, dass zumindest die Wäsche trocknete. Eine Lösung für den Klimaschutz ist das allerdings nicht, wenn Abertausende jetzt ihre Holzöfen als Heizalternative nutzen. Wir können uns das Leben zusätzlich mit Decken, Funktionsjacken und dicken Wollsocken angenehmer machen, wir können uns Tee kochen und eine Wärmflasche auf die Füße legen. Wir können sogar einfach die Heizung höher drehen, noch haben wir einen finanziellen Spielraum, die Kosten zu tragen. Und dann denke ich an all diejenigen, die diese Möglichkeiten nicht haben, die lange an der Heizung drehen können, sie aber keine Wärme abstrahlen wird, weil alle Leitungen zerbombt sind. Die auch keinen Tee kochen können, um die Hände zu wärmen, weil es keinen Strom gibt. Ich denke an die Menschen ohne Dach über dem Kopf, die jedes Jahr wieder gegen die eisige Kälte kämpfen müssen. Und an diejenigen, die finanziell schon am Limit waren, bevor die enorme Teuerung begonnen hat und nicht wissen, wie sie ihre Rechnungen bezahlen sollen. Da empfinde ich eine tiefe Demut, wie privilegiert ich bin.

Überhaupt war das Jahr zwar bewegt – in der Familie gab es eine OP, die gut verlaufen ist, eine OP, die dann doch nicht stattfand, einige Schulfahrten und Auslandsaufenthalte– aber im Großen und Ganzen ein ruhiger Fluss. Die größte Herausforderung für uns Eltern war es, bei der extrem in Verzug geratenen Anfertigung der W-Seminararbeit des älteren Kindes nicht vollkommen durchzudrehen. Aber wir vier erfreuen uns bester Gesundheit. Dieses Glück haben leider nicht alle Familien. Bei manchen sind gerade die jugendlichen Kinder nicht schadlos durch die Pandemie gekommen und müssen sich jetzt in Kliniken wieder mühsam zurück ins Leben kämpfen. Die Wartezeiten für psychologische Hilfe sind meist viel zu lang und was innerhalb relativ kurzer Zeit entstanden ist, bleibt oft ein Teil des jungen Lebens. Bei einer Familie aus dem Bekanntenkreis, hat eines der Kinder den Kampf gegen den Krebs verloren hat und musste viel zu früh gehen. In einer anderen war es die Mutter, die ihre beiden Kinder viel zu früh verlassen musste, auch hier nach einem langen, grausamen Kampf gegen den Krebs. An sie denke ich besonders viel, denn nichts ist mehr, wie zuvor und dieses Weihnachtsfest ein besonders herausforderndes. Da sein für die anderen Familienmitglieder, versuchen, es irgendwie, schön zu machen und dennoch auch der Trauer und dem Verlust seinen Platz geben.

Dieses Gefühl bleibt bei mir am Ende dieses Jahres. Ich bin dankbar, dass wir gesund sind und als Familie zusammen sein können, dass wir hier nicht in einem Kriegsgebiet und in permanenter Angst leben müssen, dass Deutschland ein Rechtsstaat ist und wir nicht um unser Leben fürchten müssen, wenn wir auf die Straße gehen, um zu demonstrieren, dass wir ein Dach über dem Kopf haben und gut für uns sorgen können. Mit diesen Gedanken verabschiede ich mich von Euch mit den besten Wünschen aus diesem Jahr. Ich wünsche allen, die bedürftig sind und Hilfe benötigen, dass sie diese auch finden. Dass ihr euch nicht für eure Situation schämt, sondern euch anvertrauen könnt. Ein offenes Wort ist meist auch ein Türöffner.

Wenn ihr die Menschen in der Ukraine unterstützen möchtet, findet ihr auf der Homepage der Stadt Nürnberg Informationen. Charkiw ist eine unserer Partnerstädte und es gibt sehr gute und intensive Verbindungen.

https://www.nuernberg.de/internet/international/partnerschaftsverein.html

Eure Ella

2022, die zweite: Sinnsuche

Anstatt mich in den vergangenen Wochen hingebungsvoll dem Plätzchenbacken zu widmen, habe ich wiederholt Apfelmus eingekocht, diverse Apfelkuchen und Apfelstrudel gebacken, sowie Apfelringe getrocknet. Meine Ausbeute war äußerst bescheiden. Etwa 25 Äpfel ergeben vier Gläser Apfelmus. Das liegt daran, dass die Äpfel unserer Solawi zwar äußerst schmackhaft sind, aber auch eher klein, schief und krumm. Individuell eben. Unser Winterobsternteanteil (was für ein Wort) besteht vorwiegend aus Äpfeln, die lassen sich gut lagern und sonst wächst ja gerade nichts draußen und so verspüre ich permanent einen leichten Druck, Äpfel verarbeiten zu müssen, denn das ewige Lagern überleben sonst nicht alle.

Als ich vergangene Woche mal wieder leise jammerte, was ich mit all den Äpfeln machen solle, fragte mich mein jüngerer Sohn, warum ich nicht einfach Äpfel im Supermarkt kaufe, und zwar nur so viele, wie ich wirklich brauche. Ha, ein guter Einwand. Ich dachte lange über seine Worte nach, bevor ich ihm antwortete. Dabei ist die Antwort ganz einfach. Ich möchte es genau so, wie es ist, auch wenn es nicht der leichteste Weg ist. Die Äpfel geben meinem Leben Sinn. Also sie verarbeiten zu müssen, wenn ich nicht möchte, dass sie verderben. Eine Aufgabe zu haben, so wie jemand anderes mit seinem Hund raus muss, damit er sich erleichtern kann oder aufstehen muss, um einer wichtigen Arbeit nachzugehen. Klingt irre, oder? Solange meine Kinder noch fiebernd auf meine Rückkehr von der Arbeit warteten und diese mich ordentlich in Beschlag nahm, stellte ich mir die Sinnfrage eigentlich nie. Wann auch. Inzwischen drängt sie sich mir immer mal wieder auf. Ich mag schon wissen, warum ich jeden Tag aufstehe, einkaufe, aufräume, Essen mache und vieles andere, um am nächsten Morgen wieder von vorne anzufangen.

Da gibt es selbstverständlich überzeugende Argumente wie die Liebe, Familie, Freundschaft, soziale Kontakte, füreinander da sein. Manche Menschen haben ihren Glauben an Gott oder Allah, der ihrem Leben Sinn gibt. Es gibt aber auch jenseits davon das richtig Große, das Kosmische, das Bewusstsein, ein winziger Teil vom Ganzen zu sein, einen Platz zu haben und eine ganz bestimmte Aufgabe. Ich fühle mich mit der Natur verbunden, sie gibt den Lebensrhythmus vor – essen was gerade wächst und verarbeiten, was in Hülle und Fülle da ist, um es in Zeiten zu essen, in denen Mangel an Frischem herrscht. Wissen, was den Frost braucht und was die Sonne. Und dass nach dem Winter der Frühling kommt. Diesen Rhythmus wertzuschätzen und in seinem Takt zu leben, fühlt sich für mich wirklich groß an.

Meinem Vater, der in Zeiten des Mangels aufgewachsen ist, kommt diese freiwillige Beschränkung auf regionale und saisonale Lebensmittel bestimmt wunderlich vor. Wie glücklich war die Kriegs- und Nachkriegsgeneration doch, als sie endlich keine Zuckerrüben mehr essen musste, sondern in Hülle und Fülle importieren konnte, was das Herz begehrte, sommers wie winters. Endlich kulinarische Vielfalt. Und jetzt muss er wieder Kohl bei mir essen, der Ärmste. Naja, so ganz streng geht es bei uns auch nicht zu. Es ist eher mein Bedürfnis, als das meiner Familie. Aber man muss ja immer ein paar Kompromisse schließen im Leben.

Vielleicht brauche ich diese Art von Bodenhaftung, um nicht den Halt zu verlieren in einer Welt voller Umbrüche, in der so große Dinge passieren, dass ich es manchmal seltsam finde, über kleine zu schreiben. In der ich gar nicht hinterherkomme, über alle wirklich wichtigen Dinge zu schreiben und ich mir manchmal garnicht schnell genug eine eigene Meinung bilden kann. Da ist es manchmal viel einfacher, ein paar Äpfel aus der Kammer zu holen und anzufangen, zu schälen. Im Gegensatz zum Nachdenken über diese komplexe Welt kommt dabei wenigstens immer etwas Sinnvolles heraus.

2022, die erste: Erneuerung

Sollte ich das vergangene Jahr mit wenigen Worten zusammenfassen, würde ich die Begriffe Erneuerung, Demut und Sinnsuche wählen.

Erneuert habe ich beispielsweise meine Frisur und endlich auch eine wunderbare Friseurin gefunden, mit der ich mich angeregt unterhalten und auch schweigen kann, die mich mit einer einfühlsamen Kopfmassage verwöhnt, wenn sie ihr Werk in liebevoller Feinarbeit perfektioniert hat, schlichtweg deren Anwesenheit mir äußerst angenehm ist und auf deren Termine ich mich freue. Soulfood in grauen Zeiten.

Von der Wiederbelebung alter Sturm- und Drang Zeiten in diesem Sommer habe ich ja bereits ausführlich berichtet, auch das wirklich neu in meinem mittelalterlichen Leben. Erneuert habe ich aber vor allem meine Schulter, die seit einigen Jahren der Meinung war, mich durch deutliche Bewegungseinschränkung und Schmerzen unermüdlich an ihre Existenz erinnern zu müssen. Ich habe sie aber nicht einfach austauschen lassen, nein, die Wundermittel hießen Osteopathie, Physiotherapie und schließlich Rehasport. Ich liebe den Begriff Rehasport und erwähne ihn bei jeder Gelegenheit, assoziiert man ihn doch meist mit einer Herzsportgruppe, deren Teilnehmer*innen alle jenseits der 80 sind. Die irritierten Blicke meiner Gesprächspartner bereiten mir Freude. Mein Rehasport ist anders.

Ich bin bei OE, was Obere Extremitäten bezeichnet, wir sind ein bunt gemischtes Grüppchen und werden wechselweise mit Hilfe von großen und kleinen Bällen, Bändern, Faszienrollen, Hanteln oder Geräten von wechselnden Trainer*innen und ihren eigenen Motivationsmethoden eine Stunde wöchentlich traktiert. Wie effektiv das Ganze ist, merke ich spätestens dann, wenn ich auf dem Rückweg noch einen Abstecher in den Supermarkt mache. Die Einkaufstaschen fühlen sich jedes Mal dreimal so schwer an wie sonst, die Treppe nach Hause weitaus steiler und länger. Zu Hause und allein würde ich diese Muskelgruppen niemals so konsequent und ausdauernd bewegen. Und was soll ich sagen, es flutscht alles wieder ganz ordentlich.

Natürlich gibt es auch bei uns ein paar richtig alte Menschen. Seit einiger Zeit trainiert eine sehr schlanke, hochgewachsene Dame mit uns, die ihrer runzeligen Haut nach und und der Schilderung ihres Militärstiefeltraumas, auf jeden Fall Mitte achtzig sein sollte. Ihren Einstieg gab sie ausgerechnet in der Stunde, in der wir erstmals jede(r) ein Balanceboard verwendeten, das ist so ein wackeliges Rondell, von dem man unter der unbewussten Zuhilfenahme der gesamten Rumpfmuskulatur versucht, nicht herunterzustürzen, während man wechselseitig die Beine vom Boden in die Luft hebt und wieder absenkt. In dieser Stunde stand mir von Anbeginn der Schweiß auf der Stirn, rechnete ich doch sekündlich mit einem Sturz der alten Dame, bei dem sie sich mindestens den Oberschenkel brechen würde, was nicht nur das Aus ihrer Rehasport Karriere bedeuten, sondern weitaus einschneidenderer Folgen für ihr Leben haben würde. Dieses Jahr war nämlich auch eines der Stürze älterer Damen in meinem persönlichen Umfeld und ich sehe überall nur noch stürzende Greise, vor allem jetzt bei Schnee und Eis, wenn die Rollatoren verkeilen und der Grund spiegelglatt ist. Zuvor der Herbst mit seinen matschigen Blättern, der Sommer mit seiner Dehydrierung und der Hitzeschlaggefahr, tja und der Frühling, wer weiß, was der für Tücken zu verbergen sucht. Gott sei Dank überstand die Dame die Stunde bravourös, seitdem hatten wir kein Balanceboard mehr.

Jeder Trainer und jede Trainerin hat so seine spezielle Persönlichkeit und Methodik, manche möchten sich gerne über das Wochenende oder Plätzchenrezepte unterhalten, andere geben den Clubanimateur und treiben mit Worten an und wieder andere versuchen es mit Musik der 70er oder 80 er. Das Erinnern an die eigene Jugend soll wohl verborgene Kräfte freisetzen. Als ich mich dann zu „Tainted love“ von Soft Cell auf meiner Matte liegend abquälte, musste ich bedauernd an mein jugendliches Ich denken, das sich blass geschminkt, mit schwarz gefärbtem und teilrasiertem Haar, tiefen Gefühlen und in ganz anderen Sphären zu diesem Song über die Tanzfläche bewegt hatte. Es hätte sich voller Abscheu abgewandt, hätte es sehen können, wie profan ich mich hier abmühte. Muskelkater statt Seelenpein. Naja, so ein Kurs ist nicht ohne Humor zu bewältigen. Eine meiner Trainerinnen arbeitet am Wochenende übrigens zusätzlich in einem Club, aber die hören da ja auch kein Soft Cell mehr. Aber irgendwie schließt sich trotzdem der Kreis. Wie weihnachtlich.

(Mehr zu Demut und Sinnsuche demnächst auf diesem Kanal.)

Adventskalender- mal ganz anders

Dies Jahr habe ich erstmals keine Kalender für meine Kinder befüllt, sondern selber einen bekommen und zwar einen ganz Besonderen. 24 Frauen haben etwas für 24 Frauen gestaltet, gebastelt oder gebacken – jede ein „Türchen“ und Hauptsache selbst gemacht. Anfangs war ich etwas zögerlich, als eine Freundin versuchte, mich für die Idee zu begeistern. Immerhin müssen 24 Geschenke erstmal angefertigt werden. Aber dann habe ich zugesagt und jetzt bin ich voller Vorfreude, was sich in den liebevoll gestalteten Tütchen und Päckchen so versteckt. Auspacken darf jeder von uns zuhause mal, dieser Adventskalender ist unser erster Familienkalender, der für alle eine Überraschung ist und vermutlich so weihnachtlich wie selten zuvor. Danke, liebe unbekannte Initiatorin für Deine Idee und Orga. Danke, liebe Freundin, fürs Überreden. Unbedingt zur Nachahmung empfohlen!

Männer sind anders, Frauen auch

Das ist nun wirklich nichts Neues. Mein Mann und meine beiden Söhne dienen mir bekanntlich seit langer Zeit als vielversprechende Studienobjekte und dennoch bin ich nicht gefeit vor neuen Erkenntnissen. So geschehen im Lauf der vergangenen beiden Wochen, als mich die Reaktionen auf den nahenden Winter in ihrer Eindeutigkeit wirklich überraschten. Während ALLE Frauen, mit denen ich mich unterhielt, unisono Kälte und Dunkelheit beklagten (und in dieser Hinsicht bin ich eindeutig Frau!), bekamen wirklich ALLE Männer leuchtende Augen und ein seliges Lächeln um die Lippen:

„Wenn es draußen so richtig kalt und stürmisch ist, gehe ich am liebsten raus. Das ist großartig, da spüre ich mich so ganz.“ So oder so ähnlich, wohliges Schnurren. Oder:

„Endlich kein Biergartenwetter mehr, einfach mal Ruhe!“

Welch Last von Ihnen zu fallen scheint, nicht mehr von ihren Socializer-Frauen durch die Gegend gezerrt zu werden. Feuer machen, Bärenfell an und jagen.

Also ich würde mich am liebsten, sobald es dunkel und kalt wird, mit einem Doppelpaar Socken und Wärmflasche in den Winterschlaf begeben. Schade, dass die Evolution das nicht für uns Frauen vorgesehen hat. Ich bin mir sicher, dass unsere Männer uns nur selten vermissen würden (Jungpaare ausgenommen). So eine kleine Erholungspause kann schließlich nicht schaden.

Buchtipp: „Maksym“ von Dirk Stermann

Als mir eine Freundin „Maksym“ von Dirk Stermann schenkte, sagte mir der Name des Autors rein gar nichts. Wie der kurzen Autorenbeschreibung zu entnehmen ist, lebt der in Duisburg geborene Moderator und Kabarettist wie auch seine Romanfigur seit langem in Wien. Überhaupt schreibt Dirk Stermann über das etwas ausgeschmückte und fiktional variierte Leben des Dirk Stermann und ist dabei sogar Wiederholungstäter- es ist nicht sein erster Roman.

Wie mir gerade auffällt, verfolgen mich in jüngster Zeit die Österreicher*innen (siehe „Dunkelblum“, „Alles finster“). Auch „Maksym“ lebt von den regionalen Gepflogenheiten, dem „Schmäh“, den Eigenarten und den liebenswerten Besonderheiten der Sprache, wenn den Romanen auch sonst nichts gemein ist. Jedenfalls veranlasste mich nicht der Autor, mit dem Roman zu beginnen, da ich ihn ja, wie gesagt, nicht kannte, sondern die Überschrift der Rückseite.

Maksym: Türsteher, Kampfsportler, Babysitter.

Das klang ein bisschen platt, aber auch grotesk und unterhaltsam. Und das wurde es. Ja, dieses Buch wurde für eine kurze Zeit eine Art Weggefährte, der mich schon beim Frühstück begleitete. Der erste Kaffee am Morgen – ach ja, mal sehen, was bei Dirk heute so los ist. Dirk Stermann schreibt einfach wahnsinnig sympathisch und schonungslos ehrlich. Der Mann kann über sich lachen, er schönt nichts und gibt sich keinen Illusionen hin. Er ist das Gegenteil des alten weißen Mannes, auch wenn er rein optisch von diesem kaum zu unterscheiden ist. Dieser Mann hat Humor, mitunter bösen, und alles, was er nicht hat, hat Maksym, sein ukrainischer Babysitter. Und den hat er wegen seiner jungen Frau und dem gemeinsamen, kleinen Sohn. Also genau genommen, weil diese sich nach der Elternzeit eben auch mal verwirklichen möchte (und das ausgerechnet in New York) und er ja eh ständig beruflich unterwegs ist.  So, ich finde das reicht als Appetizer, ich möchte euch ja nicht die intimen Momente mit Dirk und seiner Schamhaarphobie vorwegnehmen…ups

Verlag: Rowohlt ISBN: 978-3-498-00267-1

Walnusszeit

Dieses Jahr war die Walnussernte besonders gut. Aber was damit tun? Ich habe euch zwei Rezeptideen herausgesucht, die ich sehr lecker finde:

Selbstgemachte „Crunchies“:

5og Walnusskerne

50g Haselnusskerne

50g grobe Haferflocken

(evtl. 1 kleines Stück Ingwer)

70g Rohrohrzucker

1 TL Zimtpulver

50g Butter

Dieses Rezept funktioniert ohne Ingwer auch super für Kinder. Mit schmeckt es wirklich ungewöhnlich, aber auch sehr lecker. Die Mischung eignet sich super als Zugabe fürs Müsli, Topping für Obstsalat, Eis ( Vanille,- Schoko-, oder Walnuss)  oder in Apfelsaft gedünstete, leicht gesüßte Apfel- oder Birnenscheiben – passend zur Erntezeit.

Die Nüsse grob hacken. Falls Ingwer verwendet wird, ein Stück von etwa 2 cm schälen und fein hacken. Die Butter in einer Pfanne erhitzen, Nüsse, Ingwer, Haferflocken, Zucker und Zimt dazugeben, vermischen und 3-4 Minuten erhitzen, bis die Masse knusprig wird und karamellisiert. Fertig!

Bananenbrot:

Auch ein super Resterezept, wenn die Bananen schon ein bisschen braun geworden sind. Dieser saftige Kuchen hält sich theoretisch auch ein paar Tage. Da er aber so lecker ist, konnten wir das noch nie testen…

500g reife Bananen

60g Walnüsse

1 Vanillechote

125g weiche Butter

125g Puderzucker

1 Prise Salz

2 Eier

250g Mehl

1TL Backpulver

1 Msp. Zimt

90g Jogurth

60g getrocknete Cranberries

Die Bananen pürieren, Nüsse grob hacken. Zucker, Mark der Vanilleschote (alternativ: Vanillezucker), Butter und Salz cremig rühren. Die Eier dazugeben, dann das Bananenpüree, Mehl, Backpulver und Zimt und alles verrühren. Zum Schluss Jogurt, Nüsse und Cranberries vorsichtig unterrühren und alles in eine gefettete Kastenform geben. Bei 160 Grad Umluft etwa 50 Minuten backen.