Sprengelschule,Waldorf, Jena-Plan oder Montessori? Welches ist die richtige Schule für mein Kind?

Das sind doch die, die ihren Namen tanzen, ist die sicherlich meist gehörte Assoziation zu Waldorfschülern. Oft geht ein leicht spöttisches Lächeln mit dieser recht einfachen Beschreibung der Eurythmie einher, die eines und vermutlich das Bekannteste von vielen Unterrichtsfächern an Rudolf-Steiner-Schulen ist. Es kursieren wahrscheinlich zu wenigen Dingen so viele Halbwahrheiten wie zu alternativen Schulformen. Doch werden diese gerade immer attraktiver, sind doch zahlreiche Eltern mit unserem Schulsystem sehr unzufrieden und suchen andere Wege. Auch in Nürnberg gibt es eine Jena-Plan, eine Rudolf-Steiner und eine Montessori-Schule. Ich kenne inzwischen einige Eltern und Schüler(innen), vor allem an den Grundschulen und habe selbst ein Kind an der Montessori-Schule, so dass ich mir ein Bild machen konnte und hier einmal grundlegende Unterschiede aufzeigen möchte, um so vielleicht ein bisschen Klarheit zu schaffen, ob eine diesen Schulformen für ein Kind interessant sein könnte.

Die Rudolf-Steiner- oder Waldorf Schule ist eine Gesamtschule, an der man alle gängigen Schulabschlüsse machen kann und für mich die Schulform mit dem größten „Nest“- Charakter. Der/die Klassenlehrer(in) begleitet die Kinder nach Möglichkeit die ersten 8 Schuljahre, der Klassenverband ist fest, da auch kein Kind sitzen bleiben kann. Die Kinder lernen gemeinsam im Epochenunterricht in einem Zyklus von etwa drei Wochen täglich zwei Stunden eines der Fächer Deutsch, Geschichte, Mathematik oder Naturwissenschaft. Nach diesem Zeitraum kommt ein anderes Fach an die Reihe. Dies soll ermöglichen, sich in ein Thema vertiefen zu können. Der Tag und das Jahr sind stark rhythmisiert und viele wiederkehrende Rituale geben Struktur und Sicherheit. Neben dem normalen Fachunterricht lernen die Kinder von der 1.Klasse an zwei Fremdsprachen( meist Englisch und Französisch), aber in einer sehr spielerischen und musikalischen Form. Zudem haben künstlerische und handwerkliche Arbeiten eine große Bedeutung und Jungen wie Mädchen kochen, sägen und nähen gleichermaßen. Es gibt keine Zensuren und das Lernen ist den unterschiedlichen Entwicklungsstufen in Kindheit und Jugend angepasst. Ziel der Erziehung ist die innere menschliche Freiheit.

Die Jena-Plan-Schule ist dagegen für mich die freieste dieser drei Schulformen. Sie ist eine Ganztagsschule. Im Fokus dabei sind auch die Eltern, denn sie müssen sich sogar einem Bewerbungsgespräch unterziehen. Denn: Die Schule möchte eine Familienschule sein, wo Schule und Elternhaus ineinander greifen, das Klassenzimmer eine „Schulwohnstube“ ist, ein Ort mit guter Atmosphäre, an dem auch mal die Eltern mitarbeiten und Mitverantwortung übernehmen. Die Klassen sind von der 1. bis zur 4.Klasse altersgemischt, die Kinder sollen gegenseitig voneinander lernen und sich unterstützen. Ein wichtiges Element im Schulalltag ist das Gespräch im Kreis, wo Probleme in der Gruppe angesprochen werden sollen, ein Austausch stattfindet und demokratische Entscheidungen getroffen werden. Im Kursunterricht werden ähnlich wie an der Regelschule Grundkenntnisse vermittelt, die dann als Grundlage für den fächerübergreifenden und altersgemischten Kernunterricht dienen. Dort führt der Lehrer in ein Thema ein und begleitet dann den selbständigen Arbeitsprozess der Kinder. Oft werden in diesem Rahmen auch außerschulische Projekte durchgeführt, an denen die Kinder dann oft eine ganze Woche arbeiten, um sie schließlich zu präsentieren. Zu diesem Anlass gehören auch regelmäßig stattfindende Fest, die wechselweise Kinder und Lehrer organisieren. Das Vorstellen toller Projekte spornt die Kinder an, auch ganz ohne Noten. Statt dessen gibt es Arbeits- und Leistungsberichte und die Kinder üben Selbstkontrolle und beurteilen sich gegenseitig. Eine Schule für kleine „Macher“ und Freigeister.

Die Montessori-Schule hat einen Leitsatz, der heißt „Hilf mir, es selbst zu tun.“ Das bedeutet, dass die Kinder dort abgeholt werden, wo sie gerade stehen. Durch die sogenannte vorbereitete Umgebung stehen dem Kind genau die Materialien zur Verfügung, die ihm helfen, das zu lernen, für das es sich gerade interessiert. Der/die Lehrer(in) präsentiert ihm das Material, mit dem es dann alleine oder mit anderen Kindern in der Freiarbeit arbeiten kann. Materialien bieten oft haptisches oder visuelles Erleben und auch eine Lösung zur Selbstkontrolle. Die individuelle Förderung jedes einzelnen Kindes erfordert viel Dokumentation und Aufmerksamkeit von Seiten des/der Lehrers/in, ermöglicht es aber auch, Kinder unterschiedlichster Begabungen zu fördern -eine „Schule für ALLE“. Der Austausch zwischen Eltern und Lehrern ist dabei sehr wichtig, um Probleme des Kindes in einzelnen Bereichen frühzeitig zu erkennen und Lösungswege zu finden. Eigentlich ist die Montessori-Pädagogik nicht für einen Schulwechsel nach der 4.Klasse ausgelegt, denn dieser torpediert das Konzept des eigenen Tempos und Zeitfensters der Kinder. Diesem ist auch die Altersmischung von der 1.- bis zur 4.Klasse geschuldet, die nach Maria Montessori eigentlich von der 1. bis zur 3.Klasse und von der 4. bis zur 6.Klasse gehen sollte. Die Altersmischung ermöglicht es den Kindern, je nach eigenem Stand bei den Großen zuzugucken oder mit den jüngeren Kindern noch mal etwas zu wiederholen. Wichtig ist in der Montessori-Pädagogik auch die kosmische Erziehung, die in wiederkehrenden Erzählungen die großen Zusammenhänge der Welt erklärt und somit dem Kind helfen soll, seinen Platz im „Großen Ganzen“ zu finden, aber sich auch seiner Verantwortung als deren Teil bewusst zu werden. Ein anderer wichtiger Baustein ist die Elternarbeit. Sie ist auf eine bestimmte Stundenzahl festgelegt und kann in vielen verschiedenen Arbeitsgruppen und Bereichen geleistet werden, so dass jeder seine eigenen Talente und Neigungen einbringen kann. An Montessori-Schulen gibt es ebenfalls keine Noten, dafür Gespräche und Dokumentationen zum individuellen Entwicklungs- und Lernprozess.

Ich denke, dass sich manche Kinder an einer Waldorf – Schule wohler fühlen dürften, als an einer Montessori- oder Jena-Plan und umgekehrt. Was aber wohl allen Schulen, staatlichen, städtischen wie privaten gemein ist, ist, dass der Spaß an der Schule und die Freude am Lernen ganz viel mit dem Lehrer oder der Lehrerin zu tun haben und da finden sich Gute wie weniger Gute an jeder Schule. Das nimmt vielleicht ein wenig Last von den Schultern der Eltern, die gerne alles richtig machen wollen.

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