Wenn es nach mir geht, sollen meine Kinder jeden Tag ganz normal in die Schule gehen. Wie früher eben. Dann muss ich nicht am Homeschooling verzweifeln, es gibt klare Strukturen und ich habe auch mal ein bisschen Zeit für mich. Befragt man meine Kinder, sieht das ganz anders aus. Sie präferieren ganz klar das Wechselmodell und das mit einer äußert simplen, wie schlüssigen Argumentation:
„Was macht es für einen Sinn, die privaten Kontakte auf zwei Haushalte zu begrenzen, wenn im Klassenzimmer 27 ( das eine Kind ) beziehungsweise 32 Mitglieder (das andere Kind) verschiedener Haushalte auf engstem Raum zusammenkommen?“
Tja, wo sie Recht haben, haben sie Recht, ob es mir passt oder nicht.
Auf Anraten von Kinderärzten und Psychologen, aber auch um Kinder nicht weiter abzuhängen, halten die Minister gerade fast krampfhaft am Präsenzunterricht fest. Leider fehlen immer noch kreative und gut durchdachte Lösungen auf breiter Front. Zumindest an Schulen, an denen ein Großteil der Kinder zuhause gute Bedingungen hat, um online zu arbeiten, könnte man das Wechselmodell durchführen. Für die Kinder mit schlechten Bedingungen könnte man zusätzliche Räume anmieten oder ungenutzte Turnhallen umrüsten, um gut ausgestattete Arbeitsplätze einzurichten. Die Betreuung könnten Tutor*innen oder Student*innen übernehmen, die das im Vergleich mit so manchen Eltern bestimmt besser hinbekommen würden und sowieso gerade auf Jobsuche sind, weil sie nicht mehr in der Gastronomie jobben können. Vielleicht könnte man es einzelnen Schüler*innen auch ermöglichen, durchgängig am Präsenzunterricht teilzunehmen, wenn es zuhause schwierig ist. Oder wäre das dann wegen ungleicher Bedingungen für manche Eltern etwa ein Grund, vor Gericht zu ziehen? Ich weiß schon, ganz so einfach ist das alles nicht. An der Schule eines meiner Kinder wurde schon kurz nach Schulbeginn alles für den Unterricht in geteilten Gruppen vorbereitet, die Kinder sollten in einer Woche Montag, Mittwoch und Freitag Unterricht haben, in der anderen Dienstag und Donnerstag, ein Modell, das ich besser finde als den wöchentlichen Wechsel, weil die Schüler*innen nicht so ganz rauskommen und mehr Struktur gegeben ist. Das Versorgen mit Unterrichtsmaterialien für die Woche ohne Präsenzunterricht in den einzelnen Fächern sollte theoretisch recht einfach zu überschauen sein, die Lehrkräfte könnten direkt Arbeitsblätter und Aufgaben für die nächste Woche mit nach Hause geben. Naja, jetzt bleibt erstmal alles, wie es ist.
Wie gesagt, ich bin ja froh darüber. Sollten aber die Corona Maßnahmen weiter verschärft werden und mir meine gelegentlichen Spaziergänge an frischer Luft und mit Abstand, abwechselnd mit verschiedenen Freundinnen, auch noch genommen werden, weil man über Wochen nur noch zwei Menschen aus genau einem anderen Haushalt treffen dürfte, dann würde mir auch das Verständnis für das unterschiedliche Maß fehlen. Nächste Woche wissen wir mehr. Und bis dahin genieße ich noch jeden regulären Schultag.