Vor kurzem stand ich bei H&M mit einem Berg Klamotten an der Kasse, als mir eine Spendenbox für Unicef-Bildungsprojekte auffiel. Eigentlich ja eine schöne Sache. Einfach Geldbeträge aufrunden und schon können ein paar arme Kinder in Bangladesch eine Schule besuchen. Da stand ich nun mit meinen geschätzt 15 Klamotten für 160,- € und betrachtete die kleinen Schulmädchen auf der Sammelbox. Und empfand diese Situation als Zynismus in Reinform. Schließlich sorge ich mit meinem Einkaufsverhalten erst dafür, dass viele dieser Kinder auf Grund der niedrigen Löhne ihrer Eltern in Textilfabriken überhaupt arbeiten gehen müssen und nicht in die Schule gehen können. Um mein Gewissen rein zu waschen, kann ich dann ein paar Cent in die Sammelbox werfen. Das Bild des mittelalterlichen Ablasshandels drängte sich mir auf. Ich sündige, indem ich alles verdränge, was ich über die Ausbeutung der Arbeiter(innen) weiß und kaufe mich frei, um trotzdem in den Himmel zu kommen. Und was ist mit H&M? Sie sind Teil des Systems, das die Menschen in Bangladesch ausbeutet. Ist es da nicht einfach nur zynisch, bei einem Gewinn nach Steuern im Jahr 2013 von 1924,4 Millionen Euro (laut de.statista.com) in den Filialen 158436,77€ Spendengelder (2013) von seinen Kunden einzusammeln, anstatt Löhne der Arbeiter(innen) zu erhöhen und Arbeitsbedingungen wirklich zu verbessern? Dann bräuchte es nämlich erst gar keine Sammelboxen, die vor allem der Imagepflege dienen, an der Lebenssituation der Kinder aber nur wenig ändern. Natürlich bekämen auch wir Verbraucher das zu spüren und müssten den ein oder anderen Euro mehr bezahlen und somit auch auf das ein oder andere Kleidungsstück verzichten. Als Entwicklungsminister Gerd Müller im April 2014 ein einheitliches Textilsiegel für nachhaltig produzierte Kleidung ankündigte, das unter anderem die Transparenz in der textilen Lieferkette gewährleisten sollte, sowie Maßnahmen zur Förderung der Sozial- und Umweltstandards, verfolgte ich diesen Vorstoß mit großem Interesse. Doch schon in der ersten Diskussionsphase stiegen Textilkonzerne wie KiK, H&M, Puma oder C&A wieder aus, weil die Pläne zu ambitioniert seien, sich eine Lieferkette aufgrund ihrer Komplexität nicht vollständig nachweisen lasse oder auf bestimmte chemische Stoffe nicht verzichtet werden könne. Übrig blieben nur Unternehmen, die sowieso schon durch die Einhaltung hoher Standards bekannt sind wie beispielsweise Vaude, Hess-Natur oder Trigema. Das „Bündnis für Textil“ ist jedenfalls vorerst mit seinen ambitionierten Plänen am Widerstand der Großen gescheitert. Denn gewinnbringend zu wirtschaften scheint für viele nur durch die Ausbeutung der Menschen in den Entwicklungsländern zu funktionieren. Und was mache ich? Beim nächsten Shoppen für 160,-€ nur zwei Kleidungsstücke kaufen und zwar dort, wo ich weiß, dass von dem Geld auch etwas bei denen ankommt, die die Stoffe für mich gefärbt und genäht haben.
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