Für alle, die die Serie noch nicht kennen: hier erzählen Frauen, wie es Ihnen zur Zeit in ihrem Leben geht, wie sie sich mit mehr als 40 fühlen, was sie beschäftigt und ihnen wichtig ist im Leben. Danke für Eure offenen Worte!
Heute sah ich meiner Tochter hinterher, als sie das Haus verließ. Ich fragte sie noch schnell, wann sie denn wiederkomme. Ein kurzer Ruf, der die wichtige Info enthielt, dass ihr Nachhauseweg gesichert sei, besiegelte unseren Abschied. Ich seufzte innerlich und dachte bei ihrem Anblick, heidewitzka- 17 Jahre….
Ich bin nun 44, meine Tochter im letzten Jahr des jugendlichen Leichtsinns, mein Mann wurde 50, der Kleine ist 15- und mittlerweile auch schon größer als ich.
Die Zeit des Familiennests ist längst vorbei, in der ich – wenn es draußen stürmte – froh war, zusammen zuhause zu sein und sich ein „Alles ist gut – Gefühl“ breit machte. Schon länger sehe ich den Kindern beim Erwachsenwerden zu, mit Wohl und Wehe. Mein melancholisches Gemüt wandelt sich dabei das ein oder andere Mal in Ungeduld. Der Sturm von draußen haust jetzt drinnen und ich warte auf Einkehr von Verstand und Vernunft. Die Natur hat es nach wie vor gut eingerichtet, dass sich süße Lockenköpfe in Honks und Hormonzombis verwandeln, so dass „Autonomie für Alle“ der neue Familien Slogan wird. Die Kinder helfen mit ihrem Verhalten nicht nur sich selbst beim Loslösen, sondern besonders den Eltern- vielleicht ist die Pubertät auch einzig und allein nur für diesen Zweck von der Natur dafür vorgesehen.
Ich genieße die neu gewonnene freie Zeit und ein Leben in naher Zukunft zu zweit bereitet mir gerade keine Sorgen. Wir haben jahrelang unsere Beziehung beackert, da freue ich mich auf reichlich Ernte. Hätte ich mir vor ein paar Jahren nicht vorstellen können, dass man in die Dinge irgendwie doch reinwächst, wenngleich mir manchmal ein paar Gleichgesinnte fehlen in ähnlichen Lebensumständen und dementsprechenden Bedürfnissen. In meinem Umfeld sind wir diejenigen mit den ältesten Kindern. Viele haben wesentlich Jüngere, oder Paare mit älteren Kindern haben noch einen Nachzögling in die Welt gebracht. Manche haben keine Kinder oder sind alleinerziehend, und demnach ist jede*r auf seine Weise eingebunden.
Nun ja, wir werden nun mit Pioniergeist, vielen Erinnerungen auch an die eigene Jugend und hoffentlich mit nur mittelschweren Katastrophen die neuen Zeiten begehen. Manches sollte gut gelenkt sein, aber vieles ist nicht zu planen, schon gar nicht, wohin die Reise mit den Kindern geht.
Und bei allen Bedenken wird man ohnehin nie alles wissen…irgendwas wird einem immer durchgehen. So wie ich mich 2001 als frisch gebackene Mutter fernab von Großeltern und ohne Internet fragte, warum mein Baby vom Krankenhaus einen Schnuller bekommen hat…trotz Vorbereitung und Bücher – ich wusste einfach nicht warum Babys nuckeln.
In diesem Sinne AHOI und gute Reise…
( Bime, 44)