Ich habe eine Freundin, die ist wie mein Mann.

Und ich wie der Ihre. Je vertrauter wir uns im Lauf der Jahre wurden, desto augenscheinlicher wurde dieser recht kuriose Sachverhalt. SIE findet sich meist in den Verhaltensweisen meines Mannes wieder, über die ich mich gelegentlich auslasse. Während ICH die Empörung über Aktionen ihres Mannes meist nur halbherzig teilen kann, weil ich sein Verhalten eigentlich nachvollziehbar finde. Wollte man unsere Charaktermerkmale auf eine stark vereinfachte Formel bringen, wären ER und ICH eher die Pragmatiker, während SIE und ER sich eher von Gefühlen leiten lassen.

Dass wir aneinander scheinbar genau das mögen, was uns an unseren Männern nervt, deutet stark darauf hin, dass zum einen die Wahl unserer Partner durchaus die Richtige war, zum anderen Freundschaft weitaus großzügiger ist als es eine Ehe je sein könnte. Das mag man bedauern, muss man aber wohl so hinnehmen. Jedenfalls ist diese Freundschaft überaus lehrreich. Im besten Fall hilft sie dabei, das Verhalten des Partners/ der Partnerin (wir teilen ja so manche Erkenntnisse mit unseren Liebsten) aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und es sogar ein bisschen besser zu verstehen. Einige Erkenntnisse durften wir bereits gewinnen. Uns ist klar geworden, dass sich Gegensätze wirklich anziehen und zwar völlig unabhängig vom Geschlecht. Wir wissen jetzt, dass es die Sache mit Mann und Frau nicht einfacher macht, Unterschiede zu überbrücken. Und dass die Angelegenheit kompliziert, aber nicht hoffnungslos ist.

Das Schöne ist übrigens, dass sich auch unsere Männer gut verstehen, obwohl oder gerade, weil sie so unterschiedlich sind. Weiteren Studien steht also nichts im Wege. Ich freue mich schon darauf.