Ich finde Karl Lagerfeld ziemlich genial. Ich meine, wie cool ist das denn: ein ungefähr 81jähriger Senior (sorry, Karl!) schart eine Fangemeinde teilweise sehr junger Menschen auf der ganzen Welt um sich, die begierig verfolgen, welche neuen Ideen er wieder ausheckt. Und die sind schier grenzenlos. Seit Jahrzehnten verzaubert Karl die Modewelt mit seinen Kollektionen für Chanel, Fendi und sein eigenes Label, seine Fashionshows sind Gesamtkunstwerke, wie beispielsweise die Inszenierung seiner diesjährigen Herbst-Winter Kollektion in einer französichen Brasserie in Paris. Er ist Fotograf und weiß das World Wide Web zu nutzen. Karl lanciert seine Katze Choupette zum Kultobjekt und bekommt den Auftrag, sie anstelle des dem Auge eher vertrauten klassischen Pin-ups auf und um den Opel Corsa herum für einen Kalender zu fotografieren. So was darf nur Karl. Aber Karl ist nicht nur kreativ, er ist auch Vielleser und daher in aller Konsequenz seit 2010 auch Verleger. Unter dem Namen L.S.D.( Lagerfeld.Steidl.Druckerei) publiziert Karl deutschsprachige Bücher, die er selbst interessant findet und deren Lektüre, wenn auch vielleicht nicht immer das Bewusstsein, so doch den Horizont erweitern kann. Und der Allrounder ist ein begnadeter Illustrator und Karikaturist und bringt seine spitze Zunge auch treffend zu Papier. Man mag ihn mögen oder nicht- Karl Lagerfeld macht, was ihm gefällt und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. Er ist unbequem und unangepasst, selbstironisch und intelligent. Sein Leben muss anstrengend sein, aber ich finde seine Schaffenskraft und Persönlichkeit wirklich inspirierend. Ganz anders und doch wieder gar nicht so sehr: Helmut Schmidt. Unser Altbundeskanzler nähert sich der 100 an und ist mit seinem Scharfsinn noch immer ein gefragter Mann. Seine politische Positionen und Analysen sind für die meisten Deutschen parteiübergreifend von größtem Interesse. Sein Wort hat so viel Bedeutung, dass man es ihm ausnahmslos zugesteht, überall zu rauchen, wäre doch sein Fernbleiben ein weit größeres Übel als es sein Qualmerei jemals sein könnte. Auch Helmut Schmidt ist unbequem und eigen und wird gerade wegen dieser Authentizität geschätzt. Er ist ja auch niemandem mehr verpflichtet, ein Pluspunkt des Ruhestandes. Zwei Persönlichkeiten, deren Leben nicht unterschiedlicher sein könnten, die mir aber beide als Vorbild dienen, dass alt werden nicht bedeuten muss, abgeschrieben zu werden. Dass man auch im Alter mitten drin sein kann. Dass man sich nicht schlecht fühlen muss, wenn man Falten bekommt und kleiner wird. Dass man auch mit 80 cool sein kann. Aber wo sind die Frauen unseres öffentlichen Lebens, die mir als Vorbild dienen könnten? Bei denen es nicht nur darum geht, dass sie sich mit 70 noch gut gehalten haben. Die sich nicht umbringen oder aus der Öffentlichkeit zurückziehen, wenn sie nicht mehr zum Sexsymbol taugen. Die etwas zu sagen haben und es auch tun. Die laut sind und frech und mich mit ihrer Intelligenz beeindrucken. Kommt raus und zeigt Euch! Ich suche Karla.
hier geht`s zur Bewusstseinserweiterung.: https://steidl.de/Verlag-0508192541.html
Hmmm, da fällt mir auf Anhieb eigentlich nur meine Mutter ein. Sie ist intelligent, wird jetzt auch schon 72 und hält nichts von Lifting oder anderen Verjüngungsmitteln. Sie nimmt auch kein Blatt vor den Mund und ist oft unbequem in ihren Kommentaren, die sie von sich gibt ohne sich darum zu scheren, ob sie sich damit vielleicht unbeliebt macht. Aber sie ist zumindest mir und meinen Geschwistern, ein großes Vorbild, wie sie ihr Leben (seit einigen Jahren allein) gestaltet, sich nie langweilt, viel unterwegs ist (auf Konzerten, Lesungen oder ähnlichem) und zudem eine fantastische Oma ist.
Allerdings wird ihr der Vergleich mit Karl Lagerfeld überhaupt nicht gefallen – den hasst sie nämlich! Deine couca