(Haus)Gemeinschaft

Hausgemeinschaft
Ich möchte an dieser Stelle nicht so tun, als würde ich mir nicht manchmal ein eigenes Haus mit großem Garten wünschen. Aber dann bin ich mir wieder ganz sicher, dass wir etwas viel Besseres haben: eine tolle Hausgemeinschaft. Und die gibt es eben nur, weil wir alle kein Wohneigentum haben und nicht jeder, mangels nötigem Platz, seinen eigenen Kirschentsteiner oder sein eigenes Waffeleisen hat ( – unser Vermieter dafür ein sorgsames Händchen bei der Auswahl seiner Mieter). Als unsere polnischen Nachbarn damals erstmals ihre zukünftige Wohnung besichtigten, warnten sie Freunde davor, mit so vielen Deutschen zusammen zu ziehen – die würden immer gleich mit dem Anwalt kommen und Ärger machen. Zum Glück haben sie nicht darauf gehört. Ihre Kinder sind inzwischen die besten Freunde meiner und alle beneiden sie, Teil einer solchen Gemeinschaft geworden zu sein. Wenn zwischen den Stockwerken und dem Hof reger Verkehr herrscht, stehen die Türen offen und manchmal ist nicht ganz klar, welches Kind sich wo befindet. Aber es geht ja keines verloren. Unsere Senioren haben von Anfang an lachend zu uns gesagt: „Kinder müssen Lärm machen!“, wenn ich mich mal wieder für Stunteinlagen vom Hochbett entschuldigt habe. Wie wunderbar ist das! Und mindestens genauso gut: manchmal geht eine unserer Seniorinnen mit den Kindern ins Kino und gibt einmal wöchentlich Nachhilfe. Dafür gibt es den älteren Menschen ein Gefühl der Sicherheit, jederzeit klingeln zu können, wenn sie Hilfe brauchen – auch wenn sie diese nur selten in Anspruch nehmen. Die Sonntagsbrötchen bekommen sie auf jeden Fall frei Haus, natürlich im Tausch gegen Bares und Süßigkeiten für die kleinen Lieferanten. Wir wohnen sozusagen in einem natürlich gewachsenen Mehrgenerationenhaus. Wir alle wissen, dass wir nicht allein sind und uns aufeinander verlassen können und das ist ein schönes Gefühl. Ich weiß immer, dass ich meine Kinder bei den Nachbarn unterbringen kann, ich finde immer irgendwo im Haus die Zutat, die mir gerade beim Kochen fehlt und wenn ich einen Schnack halten möchte, klopfe ich an eine Tür. Ein Anwalt ist inzwischen übrigens auch bei uns eingezogen, aber der macht (uns) keinen Ärger und ist ganz dufte.

2 Gedanken zu „(Haus)Gemeinschaft

  1. Liebe Ella – ich habe auch mal in dem Haus gewohnt. Wie schön du das beschrieben hast. Ich erinnere mich noch ganz genau: Wie ich als gestresste Jungmutter bei Terminanfragen „Willst du den Job machen – Kick-off-Meeting ist in 1 Stunde“ meinen Krabbler auf Nachbars Sofa immer gut ausgehoben wusste … Sich abends mal im Hof treffen … Und ganz ehrlich – einfach nicht so viel Quadrat und Kubikmeter Haus und Natur zu bestellen. Denn das ist der Preis, wenn du eine „Immobilie“ dein eigen nennst: du wirst immobil 😉 Wenn es natürlich auch wunderschön ist und ich meine Berufung als Wildkräuterautorin http://www.herbalista.eu/ erst hier draußen entdecken konnte.

    Ganz liebe Grüße an die Hausgemeinschaft! Gabi

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