Heute Nacht hat es mich heimgesucht, das schlechte Gewissen. Ich war gestern im nahegelegenen Einkaufszentrum shoppen, zwei Röcke für den nächsten Sommer bei einem bekannten schwedischen Modelabel im Sale, danach Badehose und Shorts für die Jungs, Fußball Nr.45 und noch ein paar Kleinigkeiten. Natürlich nichts davon bei einem Fair& Eco Fashion Label. Gibt`s da nicht. Also echte. Denn Gutes tun ja inzwischen die meisten Brands. Alle, die den Trend nicht verpasst haben, verwenden – unübersehbar gelabelt- recycelte Polyester oder am besten Fasern von Meeresplastik, man könnte gar den Eindruck gewinnen, bei dieser riesigen Nachfrage müsste der Meeresteppich inzwischen vollständig abgetragen sein und die Firmen müssten gar zusätzliches Plastik ins Meer kippen, um es anschließend recyceln zu können. Ich möchte an dieser Stelle natürlich niemandem Greenwashing unterstellen. Ist ja gut, dass sich überhaupt was in dieser Richtung tut, wenn auch der Konsument bisweilen ganz dezent getäuscht wird. Aber wir lassen uns ja auch zu gerne täuschen, wenn sich shoppen irgendwie mit „Gutes Tun“ verbinden lässt.
Es ist aber auch nicht immer so leicht mit der Nachhaltigkeit. Bei meiner letzten Bergwanderung lösten sich -zum Glück erst nach dem Gipfel- innerhalb einer Stunde beide Fußsohlen meiner Wanderschuhe komplett ab. (Ihr werdet kaum glauben, wie häufig das vorkommt, wie ich nach meinem Malheur erfahren habe.)
Sie waren annähernd zehn Jahre alt, taten es noch und ich sah keinerlei Notwendigkeit, sie gegen ein neues Modell auszutauschen, zumal ich eher selten Gipfel bezwinge. Insider wissen an dieser Stelle zu berichten, dass einige Hersteller anbieten, Schuhe bei Bedarf wieder neu zu besohlen. Ein toller Ansatz, ich finde das wirklich gut. Aber wann wird der Zeitpunkt dafür gekommen sein? An meinen Schuhen gab es vor der Wanderung keinerlei Anzeichen für eine Ablösung der Sohlen. Es ist folglich also zu vermuten, dass ich meine neuen Wanderschuhe kürzer tragen werde, damit mir das nicht noch mal passiert. Ich werde mich diesen Winter auch nicht mehr in die auf Ebay für zehn Euro erworbenen Skischuhe im Design der 80er mühen. Die Vorstellung, ihre Sohlen könnten ohne mich, aber mit meinen Schiern den Hang runter sausen, schreckt mich seit dem Erlebnis am Berg. Materialermüdung nennt man das. Kennt man auch von Fahrrad- und Schihelmen und sogar von Laufschuhen. Ich nehme das Thema jetzt ernst. Ist aber das Gegenteil von Nachhaltigkeit, wenn ich die optisch noch ansehnlichen Produkte aus Sicherheitsgründen alle paar Jahre ersetze.
Tja, dann ist da noch die Sache mit den Fußbällen, die mich wirklich umtreibt. Die Bälle halten bei uns oft keine vier Wochen, was nicht nur teuer, sondern auch einfach pure Verschwendung von Rohstoffen ist. Irreparabel, für den Müll. Als ich den freundlichen Herrn im Sportgeschäft darauf aufmerksam machte, dass die Sportartikelhersteller sich endlich mal was einfallen lassen sollten, um dem Abhilfe zu schaffen, erklärte er mir, man spiele Fußball weder auf der Straße, noch an der Hauswand, sondern auf Rasen. Das soll er mal Millionen von Kids erzählen, die im In- und Ausland bestenfalls auf staubigen Bolzplätzen. in Hinterhöfen oder sonst wo kicken. Adidas, Puma, Nike und Co., ich rufe Euch auf, lasst Euch endlich mal was einfallen. „IMPOSSIBLE IST NOTHING“ oder wie das heißt, behauptet das Brand mit den drei Streifen..
Hoffnung machte mir letztens mein Kind, als es vom Shopping mit dem T-Shirt eines bewährten Fair Fashion Label nach Hause kam. Ich fragte, Absicht oder Zufall? Es sagte, Beides. Das ist doch ein Top Ansatz. Wenn es Ökofashion dort zu kaufen gibt, wo sich auch konventionelle Labels finden und sie dann auch noch besser aussieht, ist schon einiges gewonnen.