Ich war letztes Wochenende seit vielen Jahren das erste Mal wieder auf einer Kundgebung gegen Rechts, weil ich denke, dass es gerade sehr wichtig ist, ein deutliches Zeichen gegen die Stimmungsmache im Land gegen Flüchtlinge zu setzen. Mir fehlt seit jeher jede nationalistische Neigung, denn ich habe es nie als mein Verdienst oder das meiner Eltern angesehen, dass ich in Deutschland geboren wurde. Für mich ist das reiner Zufall und wäre ich in Eritrea, dem Kosovo oder Syrien zur Welt gekommen, wäre mein bisheriges Leben wohl ganz anders verlaufen. Somit kann ich Aussagen nicht nachvollziehen, die Flüchtlinge nähmen uns unser Land weg. Unseres? Mit welcher Legitimation geht es uns gut und genießen wir Wohlstand, während es in anderen Teilen der Welt zu wenig zu essen, kein sauberes Trinkwasser oder keine Arbeit gibt? Es ist schlichtweg ungerecht. Muss man sein Schicksal einfach hinnehmen, wenn man in einem weniger begünstigten Land lebt oder darf man sich Hoffnung auf ein besseres Leben machen, indem man sein Land verlässt? Ohne Hoffnung kein Leben, tut mir leid, ich verstehe auch die Motivation der ungebetenen und schnell wieder abzuschiebenden Wirtschaftsflüchtlinge. Aber es geht ja vor allem um die vielen Menschen, die bleiben dürfen. Und da gilt es gerade unseren Wohlstand zu verteidigen. Unglaublich, mit welcher Ignoranz gegen das Elend einige unserer europäischen Nachbarn Augen und Grenzen schließen, als ginge sie das alles nichts an. Und Angela Merkel steht als beinahe unzurechnungsfähig da und hat sich selbst ins Abseits katapultiert, weil sie Menschlichkeit gezeigt hat. Aber war jemals abzusehen, dass sie mit dieser Eigenschaft so allein auf weiter Flur stehen würde? Man stelle sich das Szenario vor, wenn alle ihre Grenzen schlössen. Könnten wir damit leben, die Menschen sich selbst und ihrem Schicksal zu überlassen? Wäre es besser, wenn Kriegsflüchtlinge in den Krisengebieten blieben und sich abschlachten ließen, weil das Problem dann nicht vor unserer Haustür läge? Flüchtlinge direkt im Mittelmeer ertrinken zu lassen, ist ja zum Glück noch nicht salonfähig. Ich finde, es gibt keine Alternative zum Helfen. Und nur weil viele Probleme und Fragen auftauchen, die noch gelöst werden müssen, heißt es nicht, dass das Recht auf Asyl und dessen Umsetzung schlecht sind. Wir sollten die Sorgen der Menschen offen diskutieren, uns aber nicht von Panikmache und Hetze anstecken lassen. Also von mir bekommt rechtspopulistische Stimmungsmache in jedem Fall die Rote Karte.