Im letzten Sommerurlaub wollten wir einmal abends richtig schön essen gehen. Wir hatten uns ein Restaurant im Reiseführer ausgesucht, dass nicht zu teuer aber trotzdem sehr gut sein sollte.
Weils am Strand so schön war, kamen wir allerdings später als vorgesehen nach Hause, aber voller Vorfreude, mal wieder richtig schick auszugehen (Essen gehen ist in den letzten Jahren ja schon das höchste der Gefühle), schalteten wir den Turbo ein. Mein Mann badete die Kinder und zog sie an, ich kochte den Brei fürs Baby und fütterte es, während er duschte. Dann ich ins Bad und fein machen; zur Feier des Abends mal wieder richtig schön schminken, in die schicke Bluse und die High Heels schlüpfen, üppige Geschmeide angelegen und in verführerischen Duft hüllen. Mein Mann roch genauso lecker und hatte sich auch richtig elegant gemacht. Außerordentlich zufrieden mit unserer äußeren Erscheinung stiegen wir endlich ins Auto.
Die ganze Auftakelei hatt natürlich Zeit gekostet, es war schon viertel vor neun, aber das Ergebnis war es wert, außerdem isst man in Südfrankreich ja wohl sowieso erst spät und laut Navi war das Restaurant auch nur fünfzehn Minuten entfernt. Wir fuhren also, schon sehr hungrig, los und wenige Minuten vor der vorgesehenen Ankunft lotste uns das Navigationssystem in ein Gasse, die zwischen Häusern durch immer enger und enger wurde bis wir mit unserem Auto schließlich nicht weiterkamen. Also wieder ein Stück zurückgefahren bis zu einer kleinen Kreuzung, um dann durch eine Seitenstraße zu fahren. Aber oh je, auch die Kreuzung war so eng, dass wir nicht um die Kurve kamen. Jetzt hingen wir also in dieser Kurve fest. Vor den Augen der Anwohner, die sich vor ihren Häusern unterhielten, versuchte mein Mann uns zentimeterweise um die Kurve zu bugsieren, auf seinem schicken Hemd begannen sich langsam kleine Schweißflecken zu bilden, ohne Erfolg, wir steckten fest. Die Verzweiflung kroch langsam in uns hoch, vielleicht war es aber auch der Hunger. Das Einzige, was wir schließlich schafften, war, uns wieder in diese enge Gasse zu fahren. In der Not versuchten wir es zu wagen, ich stieg aus um zu manövrieren und schließlich passte unser Auto mit eingeklappten Spiegeln doch durch die enge Stelle. Wir hatten unser Ziel jetzt erreicht, aber natürlich gab es keinen Parkplatz. Also wieder ein paar Mal um die Kurve und kurz bevor diese furchtbare Gasse wieder kam, fanden wir tatsächlich einer Parkplatz.
Es war zwanzig nach neun. Glücklich stiegen wir aus, öffneten die hinteren Türen und sahen unsere beiden Kinder selig tief und fest in ihren Kindersitzen schlafen! Jetzt konnten wir sie doch nicht mehr in ein Restaurant zerren und da noch ein paar Stunden wach halten! Also mit den schicken Stöckelschuhen wieder rein ins Auto und verabschieden vom schönen Restaurantbesuch.
Wir überlegten uns in einem Lokal, in der Nähe unserer Unterkunft, etwas zum Mitnehmen zu holen und zuhause zu essen, dann könnten die Kinder in ihre Betten. Wir fuhren also zu dem Restaurant und siehe da, die Küche war schon geschlossen. Von wegen, die Franzosen essen so spät! Mit knurrenden Mägen war unsere letzte Idee einem Pfeil auf einem Straßenschild zu einem Grill- und Steakhaus zu folgen, doch die Straße führte aus der Stadt in die Dunkelheit und nach zehn Minuten beschlossen wir umzukehren.
Wir aßen schließlich im Auto in einem Drive In einer bekannten Fast Food-Kette und haben für den Rest des Urlaubs abends zuhause gegessen.