Ich kann es gerade kaum aushalten, was sich vor unseren Augen an der belarussischen Grenze zu Polen abspielt. Wo bleibt die Menschlichkeit bei allen politischen Überlegungen, sich nicht erpressbar zu machen? Wir dürfen nicht zulassen, dass Menschen sterben. Das ist #nichtmeineeufluechtlingspolitik
Zuhause auf meinem bequemen Sofa im warmen Zimmer dreht sich alles um die Einschränkungen, die wir durch Corona hinnehmen müssen. Was sie mit uns machen, wie wir damit umgehen. An den Grenzen zur EU toben ganz andere Kämpfe und ich hadere immer wieder damit, sie so wort- und tatenlos hinzunehmen. Geht Euch das auch So? Ich finde, die europäische Flüchtlingspolitik ist eine Schande. Ihre Abschreckungsstrategie verursacht immer neue Auswüchse der Unmenschlichkeit. Nach den unhaltbaren Zuständen in Moria und anderen Lagern, wurden die Schrecken im Grenzgebiet zu Kroatien publik. Ohne jegliche staatliche Unterstützung hausen Flüchtlinge in Wäldern und leerstehenden Gebäuden, immer in der Angst vor kroatischen Grenzsoldaten, die die Flüchtlinge misshandeln und illegale „Pushbacks“ durchführen, also Rückführungen aus dem Gebiet der EU zurück nach Bosnien-Herzegowina. Dabei hätten auch sie ein Recht dazu, Asyl zu beantragen, genau wie all die anderen, die man Jahre lang darben lässt und ihnen das letzte nimmt, was sie noch hatten: Hoffnung. Es geht nicht darum, jeden Flüchtling bei uns oder in der EU aufzunehmen, es geht darum, Menschen mit Respekt zu behandeln und ihnen in ihrer Notlage zu helfen, bis ihr Recht auf Asyl so gut und schnell wie möglich geklärt ist- ohne Hinhaltetaktik und Wegsehen.
Vielleicht würde mancher/m Entscheider/in ein Perspektivwechsel auf die Sprünge helfen. Maja Lunde beschreibt in ihrem Roman „Die Geschichte des Wassers“, wie die Einwohner Südeuropas nach einer Dürre im Jahre 2041 versuchen, in die Länder Skandinaviens zu fliehen, da Trinkwassermangel herrscht und Brände viele Städte und Landstriche verwüstet haben. Auf einmal sehen „wir“ uns in Flüchtlingslagern wieder, in denen die Vorräte knapp werden, Vermisste gesucht werden und es zu Aufständen kommt. Es mag jedem selbst überlassen sein, für wie real er solch eine Möglichkeit aufgrund des Klimawandels sehen mag (Franken gehört übrigens zu den Gebieten, die schon sehr zeitnah unter immer mehr Dürre leiden werden), dass die Flüchtlingsströme aber nicht aufhören werden, sollte inzwischen jedermann/frau klar sein. Wir alle sind darauf angewiesen, in der Not eine Hand gereicht zu bekommen und nicht nach all den Strapazen und erlittenen Traumata wie Dreck behandelt zu werden.
Die Organisation Seebrücke nimmt am Samstag, den 6.Februar von 10-20 Uhr Sachspenden im Z-Bau in Nürnberg entgegen, um sie nach Bosnien-Herzegowina zu bringen. Gesucht werden warme Winterklamotten für Männer in Größe M, Schuhe, Schlafsäcke, Hygieneartikel, Handys samt Ladegeräten (die eigenen werden von den Grenzbeamten oft zerstört) und Powerbanks, Schlafsäcke, Zelte und Taschenlampen. Vielleicht mögt ihr ja mithelfen.
Wenn auch ihr ein Problem mit der europäischen Flüchtlingspolitik habt, könnt ihr euch an einer Unterschriftenaktion von Proasyl beteiligen gegen weitere unmenschliche Haft- und Flüchtlingslager an den Außengrenzen der EU. #NichtMeineLager ist der Hashtag in den sozialen Medien.
Und noch ein Jugendbuchtipp zu dem Thema europäische Flüchtlingspolitik:
„Endland“ von Martin Schäuble, ein spannendes Buch ab ca.14 Jahren über die Freundschaft zweier junger Grenzsoldaten zwischen nationalistischen Strömungen und europäischer Abschottungspolitik. Ein sehr aktuelles Buch, das Überzeugungen in Frage stellt.
Die Besprechung überlasse ich an dieser Stelle dem Deustchlandfunk:
Es wurde dann doch noch irgendwie weihnachtlich mit rekordverdächtigen drei Weihnachtsmarktbesuchen, drei Weihnachtsfeiern inklusive reichlich Frieren und Glühwein Trinken, einmal reichlichem Schneefall, einem Adventskonzert und einem Adventsgottesdienst. Wow, so eine Adventszeit hatte ich vermutlich noch nie. Das Schönste daran war, dass wir auch als Familie etwas Zeit gefunden haben, zusammen zu sein und es irgendwie allen ganz gut geht miteinander. Ist ja nicht immer so. Das persönliche Umfeld wird umso wichtiger, je schwieriger die äußeren Umstände sind. Noch nie wurde ich bei Erstbegegnungen mit Menschen mit so vielen Stammtischparolen konfrontiert wie in den letzten Monaten. Wo man sich sonst über das Wetter oder den letzten Restaurantbesuch unterhalten hat, geht es jetzt um Muslime, Trump oder den Nahen Osten. Auf einmal sehe ich mich mit Worten ringen, um Plattitüden etwas entgegenzusetzen. Manchmal ist es gar nicht so einfach, die richtigen Worte zu finden, um zu entkräften, was man für falsch hält. Damit möchte ich mich im neuen Jahr mehr auseinander setzen, damit nicht nur „die“ ihre Argumente vorne auf der Zunge tragen, sondern auch ich. Ich möchte mehr Argumente parat haben, wenn es um diese armselige deutsche und europäische Flüchtlingspolitik geht, für die ich mich zutiefst schäme. Die Geflüchtete zu Tausenden unter menschenunwürdigen Bedingungen in Lagern in Griechenland einpfercht, wo sie nichts tun können, als monatelang darauf zuwarten, wie es weitergeht. Die Bündnisse mit zweifelhaftesten Bündnispartnern eingeht. Die asylsuchenden Schülern potentielle Ausbildungen nicht genehmigt und denen, die sich integrieren wollen und deren Unterstützern, einen Stein nach dem anderen in den Weg legt. Die Politik hat sich von den Rechten in immer populistischere Positionen drängen lassen, anstatt Kante zu zeigen. Rechtes Gedankengut ist wieder salonfähig geworden. So jetzt denkt ihr, was ist denn das, ein bisschen Weihnachtsharmonie und dann zum Gegenschlag ausholen? Ja. Leben ist doch Beides. Ich freue mich auf die kleine Weihnachtspause und den Rückzug aus dem Trubel dieses Lebens. Aber dann geht`s doch wieder weiter, oder? Mit neuer Energie auf sie mit Gebrüll! Und dazu hilft es auch, die Lungen bei andächtig weihnachtlichem Gesang zu weiten.
Der Last Minute Buchtipp:
„Mit Rechten reden“ – Ein Leitfaden
heißt ein Buch, das sich damit auseinandersetzt, wie man den Argumenten der Rechten ( und Linken) begegnen kann, ohne sofort gegen die Wand zu fahren.“
Von Per Leo, Maximilian Steinbeis, Daniel-Pascal Zorn
Was man von der Europapolitik so mitbekommt, ist ja nicht gerade ein Glanzstück. Die scheinbar unlösbaren Probleme mit Griechenland in Dauerschleife und das Versagen, sich auf eine europäische Flüchtlingspolitik zu einigen und die Unterbringung der in Italien und Griechenland ankommenden Flüchtlinge gemeinsam zu schultern, werfen kein gutes Licht auf die EU. Jedes Land scheint sich selbst am nächsten und der europäische Gedanke manchmal Lichtjahre entfernt. Aber dann gibt es da so heimlich, still und leise den ein oder anderen Gesetzentwurf des europäischen Parlaments und dessen Umsetzung, bei dem ich mir denke, das macht ihr wirklich gut. Die europaweite Abschaffung der Glühbirne hat noch so manchen vor den Kopf gestoßen, empfanden doch viele das Gesetz, wie das Eigenheim zu beleuchten sei, als Eingriff in die Privatsphäre. Aber es ist nun leider mal so, dass wir Menschen ein bequemes Völkchen sind und wider besseren Wissens gerne an alten Gewohnheiten festhalten und manchmal zu unserem Glück gezwungen werden müssen, zu träge sonst der Apparat. Jetzt geht es beispielsweise der Plastiktüte an den Kragen. Viele von uns wissen um den im Nordpazifik treibenden Plastikteppich einer Ausdehnung, die der zweifachen Fläche Deutschlands entspricht. Dennoch gehört der gute alte Einkaufskorb zu einer aussterbenden Gattung und alle bereits erworbenen Stoffbeutel liegen meist daheim, wenn wir noch spontan nach Feierabend etwas einkaufen gehen. Jetzt hat die EU beschlossen, dass der Pro-Kopf Verbrauch von etwa 200 Tüten pro Person und Jahr reduziert werden muss. Ein Weg dahin: die Abschaffung kostenloser Plastiktüten an den Kassen. Wir werden per Gesetz erzogen und das wird Zeit. Auch das Gesetz, dass es ab 2017 einheitliche Ladekabel für Handys, Tablets und Smartphones geben soll, ist einfach nur gut und sinnvoll. Leicht vorstellbar, wie viel Elektroschrott dadurch vermieden werden kann, tummeln sich bei den meisten von uns daheim sicherlich fünf verschiedene Ladekabel längst ausrangierter Handys. Wir hätten aber wohl bis in alle Ewigkeit warten können, bis die Industrie diese Idee in Selbstverpflichtung umgesetzt hätte, geht ihr doch dadurch eine lukrative Einnahmequelle verloren. Und jetzt hat der EU – Ministerrat auch noch für die Abschaffung der Roaming-Gebühren bis 2017 gestimmt. Wunderbar, wenn ich mir keine Gedanken mehr über meine Telefongebühren machen muss, ob ich nun zu Hause, in Italien oder Frankreich bin. Da steht doch einer nahezu grenzenlosen Kommunikation mit unseren europäischen Nachbarn quasi nichts mehr im Weg und vielleicht klappt es dann auch mit der Verständigung bei den ganz großen Themen besser. Ich habe jedenfalls das Gefühl, dass da einige sinnvolle Dinge passieren, ganz ohne mein Zutun und manchmal scheinbar der Zeit voraus. Vielleicht ist das mit Europa doch besser als sein Image.