Dieses Jahr war die Walnussernte besonders gut. Aber was damit tun? Ich habe euch zwei Rezeptideen herausgesucht, die ich sehr lecker finde:
Selbstgemachte „Crunchies“:
5og Walnusskerne
50g Haselnusskerne
50g grobe Haferflocken
(evtl. 1 kleines Stück Ingwer)
70g Rohrohrzucker
1 TL Zimtpulver
50g Butter
Dieses Rezept funktioniert ohne Ingwer auch super für Kinder. Mit schmeckt es wirklich ungewöhnlich, aber auch sehr lecker. Die Mischung eignet sich super als Zugabe fürs Müsli, Topping für Obstsalat, Eis ( Vanille,- Schoko-, oder Walnuss) oder in Apfelsaft gedünstete, leicht gesüßte Apfel- oder Birnenscheiben – passend zur Erntezeit.
Die Nüsse grob hacken. Falls Ingwer verwendet wird, ein Stück von etwa 2 cm schälen und fein hacken. Die Butter in einer Pfanne erhitzen, Nüsse, Ingwer, Haferflocken, Zucker und Zimt dazugeben, vermischen und 3-4 Minuten erhitzen, bis die Masse knusprig wird und karamellisiert. Fertig!
Bananenbrot:
Auch ein super Resterezept, wenn die Bananen schon ein bisschen braun geworden sind. Dieser saftige Kuchen hält sich theoretisch auch ein paar Tage. Da er aber so lecker ist, konnten wir das noch nie testen…
500g reife Bananen
60g Walnüsse
1 Vanillechote
125g weiche Butter
125g Puderzucker
1 Prise Salz
2 Eier
250g Mehl
1TL Backpulver
1 Msp. Zimt
90g Jogurth
60g getrocknete Cranberries
Die Bananen pürieren, Nüsse grob hacken. Zucker, Mark der Vanilleschote (alternativ: Vanillezucker), Butter und Salz cremig rühren. Die Eier dazugeben, dann das Bananenpüree, Mehl, Backpulver und Zimt und alles verrühren. Zum Schluss Jogurt, Nüsse und Cranberries vorsichtig unterrühren und alles in eine gefettete Kastenform geben. Bei 160 Grad Umluft etwa 50 Minuten backen.
Gestern Nachmittag saß ich auf dem Balkon, um das Kilo Kirschen zu entsteinen, welches unser guter Landwirt Heribert aus Uffenheim der Solawi(https://meedchenwargestern.com/2022/04/08/1-jahr-solawi-ein-resumee/ als Obstanteil zugedacht hatte. So wie ich früher unsere Kinder Kirschen oder Blaubeeren nur unbekleidet essen ließ, wählte ich einen schwarzen Bikini, um mich vor kaum mehr zu entfernenden Spritzern zu schützen und die Nachbarschaft mit meiner Blöße nicht gänzlich zu erschrecken. Das Fruchtfleisch der Kirschen war im Umfang kaum merklich größer als der darin befindliche Kern, so dass ich Zweifel hatte, ob unsere altertümliche, äußerst schlichte Apparatur ihn würde lösen können. Doch es gelang, wenn auch etwa jede dritte Kirsche aufgrund ihrer schlanken Maße mitsamt dem Kern ins darunter liegende Auffangbecken entschwand. Ich rettete jene aus diesem, pulte nochmals händisch die gelösten, doch noch anhaftenden Kerne meiner bearbeiteten Kirschen ab und entfernte nebenbei den ein oder anderen Wurm, den ich als Vegetarierin nicht mitzuessen gedachte. Während ich mich in diese Aufgaben vertiefte, begann ich darüber zu sinnieren, welch geringe Wertschätzung so ein Glas gekaufter Sauerkirschen erfuhr und wie leicht sich eventuelle Reste entsorgen ließen, wenn man weder den Prozess des Wachstums von der Blüte bis hin zur Reife der Frucht verfolgt noch sich den Mühen der Verarbeitung hingegeben hatte. Und wie sehr man sich im Umkehrschluss – in meinem Fall einem Kuchen -verbunden fühlen konnte, wenn man dem Wunder seiner Entstehung beiwohnen durfte.
Anfang Mai entdeckte ich ein Päckchen Samen für eine Blumenmischung auf dem Fenstersims unseres Balkons, seit Jahren den Gezeiten ausgeliefert, doch immerhin vor Regen geschützt, und beschloss, den Versuch zu wagen, sie in einem Blumenkasten in die Erde zu stecken und anzugießen, anstatt wie sonst ein paar Balkonblumen kaufen zu gehen. Was für ein Wunder, als bald darauf wider Erwarten die ersten grünen Triebe aus der Erde lugten. Nun, sechs Wochen später, ist das Grün üppig gediehen, es zeigt das Bedürfnis, sich an etwas emporzuranken, worauf ich partout nicht vorbereitet war. Es ist ein wenig wie bei dem kleinen süßen Mischlingswelpen, der sich eines Tages während seines Heranwachsens als vollkommene Mogelpackung entpuppt – zu lange Beine, zu kurzer Rumpf, zu platte Schnauze und auch noch andersfarbig als seine Erzeuger. Naja, Blüten sind noch nicht im Geringsten zu erahnen, aber interessant sieht mein kleiner Dschungel aus. Sie werden sich wohl erst zeigen, wenn der Sommer fast vorbei ist. Das Wunder des Lebens verlangt eben Geduld und Offenheit, sich auf das einzulassen, was da kommt, denn so ganz planbar ist es nicht. Unsere Kirschen sind schließlich auch nur so klein, weil es in der entscheidenden Phase zu wenig geregnet hat, sagt Heribert. Und der muss es wissen.
Was für ein reicher Mensch muss demnach ein Gärtner sein, dem das Wunder des Lebens wieder und wieder begegnet? Er lebt im Rhythmus mit der Natur, sät, wenn gesät werden muss, setzt um, wenn umgesetzt werden muss und erntet, wenn die Zeit und natürlich das Obst reif sind. Er flucht eventuell, wenn alles verarbeitet werden muss, oder die Schnecken einen Großteil der Ernte vernichtet haben und doch widerfährt ihm ein Glück, von dem er vielleicht gar nichts ahnt, so alltäglich ist es geworden. Denn diese Arbeit gibt dem Leben nicht nur Struktur, sondern sogar Sinn! Er wird gebraucht und jeden Tag wartet eine neue Aufgabe. Wie erfüllend. Oder etwa nicht? Es wäre ein Trugschluss, wenn wir nun all begännen, einen Garten zu beackern, um unser Glück zu finden. Die einen bekämen Rücken, die anderen Verzweiflung, weil einfach nichts wüchse. Zu letzteren gehörte wohl ich. Nein, das ist es wohl noch nicht ganz.
Schon während ich versuchte, meine Balkonpflanzen mit ein paar Strichen für Euch festzuhalten, entwuchsen sie mir Stück für Stück. Die Triebe schoben sich fast unmerklich weiter, die Blätter drehten sich und die Sonne beleuchtete auf einmal alles in einem ganz neuen Winkel. Vielleicht liegt darin der Weg zum Glück, ab und zu mal nichts anderes zu tun, als dazusitzen, sich auf etwas einzulassen und wahrzunehmen.
Kirschen im Supermarkt finde ich seit gestern auf jeden Fall etwas fake – die haben überhaupt keine Würmer.
Seit April dieses Jahrs sind wir Ernteteiler einer Solawi, also einer solidarischen Landwirtschaft. Grundprinzip ist, dass der (Bio)landwirt mit einem festen Betrag wirtschaften kann und die Gemeinschaft gemeinsam mit ihm das Risiko eventueller Ernteausfälle trägt, d.h. macht das Wetter gut mit und bleibt die Ernte von Schädlingen verschont, gibt es hohe Erträge. Wenn es allerdings, wie in diesem Jahr, wochenlang übermäßig regnet und die Setzlinge weggeschwemmt werden, fällt die Salaternte zwischenzeitlich auch mal komplett ins Wasser. (Dafür gibt es Mangold im Überfluss, dem die Nässe nicht so viel auszumachen scheint.) Ein Schnäppchen ist diese Form der Versorgung nicht, dafür sind die Ernteteiler*innen viel näher am Acker, bekommen unmittelbar mit, was gerade wächst (und was eben nicht) und was in der Natur passiert. Mit einem liebevoll beschriebenen Brief informierte uns der Landwirt, von dem wir unser Sommergemüse beziehen, die letzten Monate über alles, was es an Problemen und Freuden auf dem Hof gab. Toll!
Manchmal bedeutet die Solawi aber auch ordentlich Stress für mich, beispielsweise, wenn ein Ernteanteil einen überdimensionalen Blumenkohl und einen nicht minder großen Brokkoli beinhaltet, aber nur eine Person zuhause ist, die diese Gemüsesorten in nennenswerter Menge isst. Im Klartext heißt das dann für mich zwei Tage lang Blumenkohl-Brokkoli-Suppe, Blumenkohl überbacken, Blumenkohlsalat, Brokkoli pur und Brokkoli in der Asiapfanne, um dann verzweifelt den Rest einzufrieren. Besonders kompliziert sind die Wochen, in denen ich beruflich viel auf Achse bin und zusehen muss, wann ich diese wertvollen Lebensmittel zubereite. Lieferando wäre einfacher. In so einer Woche wünschte ich mir manchmal eine akute Heuschreckenplage. (Scherz!)
Und dennoch schätze ich es immer mehr, mich kulinarisch durch die Jahreszeiten treiben zu lassen. Denn irgendwann wird wieder ein Lebenszyklus greifbar werden, in dem ich mich nach Monaten des Entbehrens auf ein ganz bestimmtes Gemüse freuen werde, weil es das eben nur im Frühling, Sommer, Herbst oder Winter gibt, ja sogar der Blumenkohl wird mir das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen. Das funktioniert selbstverständlich nur, wenn ich nicht mogle und nichts anderes zukaufe. Und ich fürchte, das werde ich, zu sehr gehören Tomate, Gurke und Paprika zu den Gemüsesorten, die das ganze Jahr auf den Tisch kommen und nur noch schwer zu entbehren sind. Das Bewusstsein, dass manche Gemüsesorten ohne Import nur zu bestimmten Zeiten verfügbar wären, ist manchmal völlig verloren gegangen. Anstatt sich im Winter mit Vitamin C aus Wirsing, Feldsalat oder Grünkohl zu versorgen, behelfen wir uns mit Vitamintabletten oder Zitronen aus Spanien. Und eigentlich müsste man das Obst nach der Ernte zu Kompott verarbeiten, um für den langen Winter vorzusorgen, Beeren trocknen und Vorräte anlegen. Naja, wie bei so vielen Vorhaben, ein bisschen mehr im Einklang mit der Natur zu leben, ist nach oben noch viel Luft.
Für manchen fleißigen Gartenbesitzer ist die naturnahe Ernährung seit jeher Alltag. Ich kann mich noch lebhaft an die Begeisterung meiner Mutter in meiner Kindheit erinnern, wenn sie mal wieder Berge von Obst und Gemüse aus unserem Schrebergarten zu Kompott oder anderswie verarbeiten sollte. Ich möchte also nichts romantisieren, Versorgung aus eigenem Anbau ist harte Arbeit und oft nicht mit dem Alltag zu vereinbaren. Aber für mich schließt sich ein wenig der Kreis, auch ohne eigenen Garten an der Ernte in unmittelbarer Nähe teilhaben zu können. Und einen weiteren Vorteil genieße ich ebenfalls. Heute stehen unzählig viele und vor allem vielfältige Rezepte zur Verfügung, um Lebensmittel auf unterschiedlichste Weise zu verarbeiten und vielleicht so neue Fans zu finden. Bei uns gab es heute beispielsweise aus dem Grünkohl einen Smothie, zusammen mit Apfel, Ingwer, Zitrone und Mandelmus. Sehr lecker, ehrlich.
Mal sehen, wie es mit uns und der Solawi so weitergeht. Und mal sehen, was ich in den nächsten Tagen noch so aus Rote Beete, Möhren, Raddicio, Mangold, Salat und Rettich zaubern werde. Bis zum ewigen Leben kann es bei so viel Gesundem jedenfalls nicht mehr weit sein.