Männer sind anders, Frauen auch

Das ist nun wirklich nichts Neues. Mein Mann und meine beiden Söhne dienen mir bekanntlich seit langer Zeit als vielversprechende Studienobjekte und dennoch bin ich nicht gefeit vor neuen Erkenntnissen. So geschehen im Lauf der vergangenen beiden Wochen, als mich die Reaktionen auf den nahenden Winter in ihrer Eindeutigkeit wirklich überraschten. Während ALLE Frauen, mit denen ich mich unterhielt, unisono Kälte und Dunkelheit beklagten (und in dieser Hinsicht bin ich eindeutig Frau!), bekamen wirklich ALLE Männer leuchtende Augen und ein seliges Lächeln um die Lippen:

„Wenn es draußen so richtig kalt und stürmisch ist, gehe ich am liebsten raus. Das ist großartig, da spüre ich mich so ganz.“ So oder so ähnlich, wohliges Schnurren. Oder:

„Endlich kein Biergartenwetter mehr, einfach mal Ruhe!“

Welch Last von Ihnen zu fallen scheint, nicht mehr von ihren Socializer-Frauen durch die Gegend gezerrt zu werden. Feuer machen, Bärenfell an und jagen.

Also ich würde mich am liebsten, sobald es dunkel und kalt wird, mit einem Doppelpaar Socken und Wärmflasche in den Winterschlaf begeben. Schade, dass die Evolution das nicht für uns Frauen vorgesehen hat. Ich bin mir sicher, dass unsere Männer uns nur selten vermissen würden (Jungpaare ausgenommen). So eine kleine Erholungspause kann schließlich nicht schaden.

Gefühlskram

Wenn man als weibliches Wesen einen Sohn bekommt, merkt man ganz schnell, dass diese kleinen Minimänner von Anbeginn irgendwie anders ticken. Da gibt es zum einen dieses lustige Spielzeug zwischen ihren Beinen, das sie von Anfang an hingebungsvoll beschäftigt, da sind aber auch diese Kräfte enormen Ausmaßes und die scheinbar unerschöpfliche Energie und Körperlichkeit, die es zu lenken gilt. Um alle Klischees zu bedienen, sind Jungs zudem eher zahlen- als buchstabenaffin und kombiniert man all diese Fragmente zu einem Ganzen, scheint es eine logische Folge zu sein, dass Jungs eher die Fäuste sprechen lassen, als über Gefühle zu reden- was dann, längst zu stattlichen Exemplaren der Gattung Mann herangewachsen, zu (für die Partnerin) unerklärlichen Spontantrennungen führen kann, da eine gewisse Unzufriedenheit im Vorfeld von Seiten des Mannes nie kommuniziert wurde. Weil er eben im Allgemeinen nicht so viel kommuniziert. Aber nun mal ehrlich. Wo sollen sie es denn lernen? Wann fragen wir Erziehungsbeauftragten denn einfach mal „Hey, wie geht’s Dir eigentlich?“ , beispielsweise anstelle des obligatorischen „Wie war`s in der Schule?“, dem sowieso nur ein lustloses „Geht.“ folgt, das das Gespräch auch umgehend wieder beendet. Aber wir tun es immer wieder, so wie es schon unsere Eltern getan haben und einfach nicht gecheckt haben, dass das nur nervt. Unser Alltag besteht oft nur aus der Abfrage organisations-, schul-, oder arbeitsrelevanter Themen. Konflikte werden meist entnervt durch ein Machtwort oder Sanktionen geregelt, anstatt nachzufragen „Was war denn eigentlich los? Was hat Dich so wütend gemacht? Was hättest Du Dir denn gewünscht?“ Miteinander ins Gespräch zu kommen und selbst von seinen Gefühlen zu erzählen, würde vermutlich helfen, den Jungs ein paar andere Tools mit an die Hand zu geben als den Nahkampf. Jungs könnten so lernen, sich ihrer Gefühle bewusst zu werden und darüber zu reden, anstatt alles mit sich selbst auszumachen und ab und an zu explodieren. Da sind die emotionalen, mitteilungsfreudigen Mädels deutlich im Vorteil, müssen sie ja nicht den coolen Checker mimen. Ich sehe schon manch witzelnden Herren vor mir, der über diese Warmduscherei spöttelt. Aber glaubt mir, auch ihr hättest es mit Sicherheit manchmal leichter, wenn das mit den Gefühlen nicht so schwer wäre.